(ots) - Thilo Sarrazin bekannte schon wenige Tage nach
dem von ihm entfachten Wirbel, längst an Rücktritt gedacht zu haben.
Doch zu seinen hervorstechendsten Eigenschaften gehört seine
Steherqualität, die auch bei Gegenwind in Orkanstärke keine Schwäche
zeigt. Zugleich ist er aber nicht nur ein Querkopf, nicht nur ein
Liebhaber (und Meister) der gezielten Provokation. Er hat in seiner
Laufbahn oft genug geschworen, das Land vor Schaden zu bewahren. Also
wird er eine innere Neigung verspürt haben, in seiner Sorge um
Deutschlands Zukunft auch seine eigene Rolle zu hinterfragen. Für
Teile der Integrationsbemühungen "zerstörerisch" hatte
Bundesinnenminister Thomas de Maizière in dieser Zeitung die
Kollateralschäden genannt, die Sarrazin mit seinen Thesen ausgelöst
hat. Ein langes juristisches Tauziehen um seinen Verbleib an der
Spitze der Bundesbank, an der er seit langem nichts Wichtiges mehr zu
tun hatte, drohte, nur Verlierer zu hinterlassen: die Institution der
neutralen Notenbank, das eingeschaltete Staatsoberhaupt und nicht
zuletzt Sarrazin selbst. Deshalb ist der freiwillige Rückzug des
unter Druck geratenen Sarrazin auch ein Gewinn. Er lässt ihm mehr
Freiraum, für seine Thesen zu werben. Ob man diese nun mag oder
nicht.
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