(ots) - Ein Kommentar von Martin Kessler:
Vertriebenen-Chefin Erika Steinbach galt lange Zeit als eher
moderate und besonnene Kämpferin für die Interessen der Deutschen,
die ihre Heimat im Osten verloren hatten. Seit ihr Kanzlerin Merkel
den Sitz im Beirat der Stiftung Flucht, Vertreibung, Versöhnung
verwehrte, hat sie sich in den Schmollwinkel zurückgezogen. Nur so
ist ihre trotzige Äußerung zu verstehen, dass Polen vor
Nazi-Deutschland militärisch mobilgemacht habe. So relativiert sie -
ob sie es will oder nicht - die deutsche Alleinschuld am Ausbruch des
Zweiten Weltkriegs. Dass sie damit Vertriebenen-Funktionäre
verteidigen wollte, die mit solchen Vorstößen bewusst provozierten,
macht die Sache nicht besser. Der Rückzug Steinbachs aus dem
CDU-Vorstand ist daher nur folgerichtig. Denn wenn sie nicht mehr die
Hardliner im eigenen Verband in den Griff bekommt, kann sie nicht
mehr in der Führung einer christlichen Partei verbleiben, die für
sich die Kriegsschuldfrage ein für alle Mal entschieden hat. Der
Verlust für die CDU, den der Verzicht Steinbachs bedeutet, hält sich
in Grenzen. Zwar verliert die Partei eine Galionsfigur des
konservativen Flügels. Aber wer mutwillig das labile
deutsch-polnische Verhältnis mit missverständlichen Äußerungen stört,
erweist der konservativen Sache keinen guten Dienst. Steinbach
stellte sich selbst in Abseits.
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