(ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Das Schicksal von Sakineh Mohammadi Aschtiani lässt einem das Blut
in den Adern gefrieren. Gewiss, dass die iranische Justiz mit der
Todesstrafe schnell zur Hand ist, ist nicht neu. Dass die Urteile
häufig zurechtgeschustert werden, auch nicht. Aber der Fall der
43-jährigen Frau, von der die Welt vor allem deswegen erfuhr, weil
sie im iranischen Fernsehen als geständige Sünderin vorgeführt wurde,
übersteigt selbst das, was man von Unrechtsregimen leidvoll gewohnt
ist. Nicht nur, dass Aschtiani allem Anschein nach keinen fairen
Prozess bekommen hat - sie soll gesteinigt werden. Damit droht ihr
eine der grausamsten Arten zu sterben, gewissermaßen Hinrichtung und
Folter in einem. Dass ein Mensch bei lebendigem Leibe zerschlagen
wird, lässt sich durch nichts rechtfertigen. Auch die allermeisten
Muslime, im Iran und anderswo, werden abgestoßen von dieser
barbarischen Praxis, die aus einer anderen Zeit stammt. Aber einigen
zynischen Scharfmachern in Teheran kommt der Fall Aschtiani offenbar
ganz gelegen, um aller Welt zu beweisen, dass sich die Theokratie am
Golf von niemandem etwas vorschreiben lässt. So ist fraglich, ob die
weltweite Empörung Aschtiani retten kann - oder ihr Schicksal nicht
sogar besiegelt. Trotzdem: Wir dürfen nicht schweigen zu dieser
Unmenschlichkeit, die unsere Werte zutiefst verletzt.
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