(ots) - Ein Kommentar von Rainer Kurlemann:
Die wortreiche Beschreibung des Atomkompromisses sparte nicht mit
Superlativen. Die Kanzlerin spricht von einer "Revolution im Bereich
der Energieversorgung", ihr Wirtschaftsminister gar vom "Beginn einer
neuen Zeitrechnung". Sie benötigen und loben die Atomkraft als
Brückentechnologie bis zu dem Zeitpunkt, wenn alternative Energien
ausreichend zur Verfügung stehen. Es wäre ehrlich gewesen, wenn diese
Euphorie von einer klaren Feststellung begleitet worden wäre: Mit der
Verlängerung der Laufzeiten der Atomkraftwerke steuert Deutschland
(und übrigens ganz Europa) auf ein massives Problem zu, das seit
Jahren von einer Regierung zur anderen weitergereicht wird - die
Entsorgung von Atommüll. 21 000 Tonnen hoch radioaktive Abfälle
müssen bald für mehrere Jahrtausende gelagert werden. Die
Energieerzeuger haben sich aus der Verantwortung für diese unliebsame
Hinterlassenschaft der Kernenergie freigekauft. Die Kanzlerin fand
dafür kein Wort, beim Atomgipfel wurde das Thema nicht diskutiert.
Umweltminister Röttgen ergänzte wortkarg, das mögliche Endlager in
Gorleben solle nun weiter erkundet werden. Dieser Lösungsansatz ist
seit 26 Jahren die einzige, unbefriedigende Antwort auf die Frage
nach der Endlagerung. Der sorglose Umgang mit Atommüll bleibt ein
Trauerspiel.
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