(ots) - Ein Kommentar von Martin Bewerunge:
Wehr- und Zivildienst stellen einen erheblichen Eingriff in die
persönliche Freiheit junger Leute dar. Ein freiheitlicher Staat wie
Deutschland darf seinen Bürgern eine solche Einschränkung zumuten,
wenn die Sicherheit des Gemeinwesens von außen massiv bedroht wird.
Dies aber ist längst nicht mehr der Fall. Dass sich hierzulande das
Ende der Wehrpflicht erst zwei Jahrzehnte nach Ende des Kalten
Krieges abzeichnet, erstaunt. Dass die Abschaffung mit Forderungen
nach einem neuen sozialen Pflichtjahr einhergeht, ist grotesk. Selten
wurde eine Debatte so verlogen geführt wie die um die Wehrpflicht:
Dieselben Politiker, die sie in Sonntagsreden hochhielten, sparten
sie am Ende kaputt. Jetzt, wo der Zeitpunkt näher rückt, an dem auch
90 000 Zivildienststellen wegfallen, soll die Lücke mit einem
Zwangsdienst geschlossen werden? So einfach machen es sich in der
Regel Staaten, die nicht ganz auf dem Boden eines Grundgesetzes
stehen. Deutschland aber sollte sich den peinlichen Eindruck
ersparen, die Politik kapituliere vor Problemen, die weit entfernt
vom nationalen Notstand sind. Zugleich kann nur dringend vor einer
diesem Land wirklich unwürdigen Diskussion gewarnt werden, die mit
der Frage beginnt: Wenn schon Zwangsdienst, warum dann nur für Junge?
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