(ots) - Ein Kommentar von Wolfram Goertz:
Der Patient möchte, wenn er an einem Infekt laboriert, vom Arzt
seines Vertrauens fix, nachhaltig und mit gutem Gefühl geheilt
werden. Das bringt den Medikus in Versuchung, ein Antibiotikum zu
verschreiben; oft verlangen Patienten danach. Das Wort klingt nach
Vernichtung von Schädlingen; Antibiotika gelten als effektiv und
erprobt, sie beruhigen die Kranken und können doch wohl nicht
schaden, von ein paar Nebenwirkungen abgesehen. Tun sie doch, jedoch
mit Fernwirkung. Je brutaler wir mit Antibiotika auf Keime
draufhauen, desto stärker vernichten wir die harmlosen labilen und
rüsten die gefährlichen robusten zu resistenten auf. Das sind dann
Krankenhauskeime, die uns zahllose Todesfälle jährlich bereiten.
Ohnedies ist unser Verhältnis zu Keimen irrational und gefährlich
(wenn Leute sich nur noch im Desinfektionsnebel wohlfühlen) oder in
tiefe Ahnungslosigkeit getaucht. Dass wir Keime zum Leben brauchen
wie das tägliche Brot; dass weniger ein Tausendstel unserer Keimarten
Krankheitserreger sind; dass viele Infektionen hingegen von Viren
stammen, gegen die Antibiotika völlig unwirksam sind: Diese Lehren
haben im Erziehungsprozess vieler Deutschen offenbar gefehlt. Ein
Fall für die Familie - und den Schulunterricht.
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