PresseKat - WAZ: Neue Erkenntnisse - Sauerland gibt nicht auf. Leitartikel von Rolf Kiesendahl

WAZ: Neue Erkenntnisse - Sauerland gibt nicht auf. Leitartikel von Rolf Kiesendahl

ID: 236890

(ots) - Ein Mann liegt am Boden. Offene Feindseligkeit
schlägt ihm entgegen. Seine Mitarbeiter fühlen sich im Stich
gelassen, die Parteifreunde auf Bundesebene gehen auf Distanz. Selbst
der Bundespräsident rät indirekt zum Rücktritt. Längst hat die
öffentliche Meinung ihr Urteil gefällt: Zumindest politisch
verantwortlich für den Tod von 21 Menschen. Symbol eines Politikers,
der um jeden Preis an seinem Stuhl klebt.

Noch am Sonntagabend sah es so aus, als wolle Adolf Sauerland die
Brocken hinwerfen, erschüttert über die Toten und Verletzten im
Tunnel, weichgeklopft von Wut und Empörung im Lande, fast gehetzt von
Teilen der Presse. Seit gestern sieht er offenbar wieder Chancen, im
Amt zu bleiben. Ermuntert dadurch, dass der entscheidende Fehler, der
zur Tragödie führte, womöglich der Polizei anzulasten ist. Es gibt
Hinweise darauf. Nach der Sondersitzung morgen im Landtag wissen wir
mehr. Seine Duisburger Parteifreunde wollen ihm jetzt beistehen. Die
Angst vor dem Machtverlust ist groß.

Es gibt nichts zu beschönigen. Duisburg hätte diese Loveparade
niemals veranstalten dürfen. Sie wurde durchgepaukt, gegen alle
mahnenden Vorbehalte, mit Adolf Sauerland als oberstem Antreiber.
Doch ihm nun zu unterstellen, leichtsinnig Menschenleben riskiert zu
haben, nur um Ruhm für sich und seine Stadt zu ernten, ist infam.
Mancher Vorwurf ging entschieden zu weit. Der 55-Jährige wollte den
Duisburgern ein Erfolgserlebnis verschaffen und ist damit auf
grausamste Weise gescheitert. Weil es unbestritten eine Reihe von
Unstimmigkeiten bei der Planung und Genehmigung des Events gab,
sollte er endlich zurücktreten. Den idealen Zeitpunkt hat er ohnehin
verpasst. Geld darf dabei keine Rolle spielen. Der OB fällt nicht ins
Bergfreie, wie vereinzelt berichtet wurde.

Die Toten von Duisburg sind bestattet, jetzt muss endlich




aufgeklärt werden, ohne Ansehen der Person und ohne voreilige
Schuldzuweisung. NRW-Innenminister Ralf Jäger und Rainer Wendt, der
Chef der Polizeigewerkschaft, haben sich viel zu früh für ihre
Beamten aus dem Fenster gehängt. Womöglich kommen gravierende Mängel
bei Ausstattung und Kommunikation ans Licht. Eine weitere Belastung
für die neue, aber auch für die abgelöste Landesregierung. Gewisse
Zweifel weckt auch die Tatsache, dass die Abläufe im Rathaus von
einer verwaltungsinternen Untersuchungsgruppe überprüft werden
sollen. Es besteht die Gefahr von Abhängigkeiten. Den Opfern der
Loveparade kann mit alledem nicht mehr geholfen werden. Aber es
besteht die Chance, dass sich eine solche Tragödie nicht wiederholt.



Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion(at)waz.de


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  WAZ: Es kann eng werden. Kommentar von Dirk Hautkapp Südwest Presse: Kommentar zu Duisburg
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 02.08.2010 - 20:10 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 236890
Anzahl Zeichen: 3017

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Essen



Kategorie:

Politik & Gesellschaft



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"WAZ: Neue Erkenntnisse - Sauerland gibt nicht auf. Leitartikel von Rolf Kiesendahl"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Westdeutsche Allgemeine Zeitung (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).

WAZ: Laschet: Zuzugsstopp löst Integrationsprobleme nicht ...

Die Forderung des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) nach einem Zuzugsstopp für Muslime zielt nach Einschätzung des früheren NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) in die falsche Richtung. "Ein Großteil unseres I ...

WAZ: Gymnasien haben kein Interesse an der Rückkehr zu G9 ...

Eine Rückkehr zum neunjährigen Gymnasium wird es im Ruhrgebiet nicht geben. Dies ergab eine flächendeckende Umfrage der WAZ-Lokalredaktionen. Damit läuft der Schulversuch der rot-grünen Minderheitsregierung an Rhein und Ruhr ins Leere. An ...

Alle Meldungen von Westdeutsche Allgemeine Zeitung