PresseKat - Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Duisburg und die Medien

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Duisburg und die Medien

ID: 235852

(ots) - Seit einer Woche haben wir die Bilder vor Augen:
Junge Leute, die sich auf eine riesige Party freuen, und deshalb
bereit sind, den Weg durch den Tunnel zu nehmen. Ein paar hundert
Meter noch bis zur Fete des Jahres. Seit einer Woche sehen wir die
Bilder, und wir kennen die Folgen: 21 Menschen sind tot, mehr als 500
wurden verletzt. Wer in Duisburg dabei war, wird ihr Leiden und ihr
Sterben vielleicht ein Leben lang vor Augen haben. Allein mehr als
300 der eingesetzten Polizisten sind traumatisiert. Seit einer Woche
lautet die Frage: Warum konnte das passieren? Bis heute will keiner
der Verantwortlichen seine Verantwortung tragen. Das ist verheerend
und muss gebrandmarkt werden. Eine Aufgabe auch für die Medien. Doch
wir Journalisten täten zugleich gut daran, nach unserer Verantwortung
zu fragen. Auch wir haben einen Anteil an Duisburg. Warum? Wegen
Ottilie Scholz. Die 62-jährige SPD-Frau ist Oberbürgermeisterin von
Bochum und musste im vergangenen Jahr so etwas wie das mediale
Fegefeuer erleben. Scholz hatte die Loveparade wegen zu großer
Sicherheitsbedenken abgesagt. Es folgte ein Spießrutenlauf. Von
»Kapitulation« und »Blamage« war zu lesen. Ottilie Scholz stand als
Bedenkenträgerin am Pranger, die dem Ruf Bochums und des gesamten
Ruhrgebiets schadet. Ein Jahr später ist vieles gleich und doch
alles anders. Wieder äußerten Polizei und Rettungskräfte früh und
nachdrücklich Bedenken, vieles davon ist protokolliert. Ortskundige
schickten ihre düsteren Vorahnungen gar über das Internet in die
ganze Welt hinaus. Warum aber gelang es nicht, für all das eine
größere Öffentlichkeit herzustellen? Eine Öffentlichkeit, die sogar
eine Absage im letzten Moment nicht als Blamage, sondern als einen
Sieg der Vernunft interpretiert hätte? Es misslang auch deshalb, weil
Zeitungen, weil Radio- und Fernsehsender nicht genau genug hingehört




und hingesehen haben. Oft wird Journalisten vorgeworfen, zu kritisch
zu sein, das Negative zu suchen und herauszustellen. »Nur schlechte
Nachrichten sind gute Nachrichten«, heißt es dann. Diesmal aber
müssen wir uns vorwerfen, dass wir nicht kritisch genug waren. Im
Vorfeld hätte vermutlich ein Bruchteil der Aufmerksamkeit, die
Duisburg seit Samstag zuteil geworden ist, genügt, um das Schlimmste
zu verhindern. Das muss gesagt sein, auch weil man als Journalist im
Nachhinein leicht und ohne großes Risiko alles und jedes kritisieren
kann. Und auch deshalb, weil zu viele der nach der Katastrophe
veröffentlichten Berichte und Fotos dazu angetan waren, dem Leid der
Opfer und ihrer Angehörigen weiteres Leid hinzuzufügen. Eine Woche
ist es her, da begann in Duisburg ein Spektakel - laut und bunt und
fröhlich. Dieser Samstag wird ganz anders verlaufen. Nicht nur bei
der Trauerfeier in Duisburg wird es still werden. Dieser Samstag
sollte ganz dem Gedenken gehören. 21 Tote müssen allen eine Mahnung
sein - auch uns Journalisten.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Stuttgarter Nachrichten: Kommentar zum Umgang mit entlassenen Sextätern Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Zusatzbeitrag der Krankenkassen
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 30.07.2010 - 20:00 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 235852
Anzahl Zeichen: 3337

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Bielefeld



Kategorie:

Politik & Gesellschaft



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Thema Duisburg und die Medien"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Westfalen-Blatt (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von Westfalen-Blatt