(ots) - Im Duisburger Tunnel des Grauens diese Zeilen auf
einem großen Blatt Papier: "20 Menschen, 20 Herzen, 20 Seelen, 20
Familien, 20 Wünsche, 20 Raver und 20 Mal das gleiche Ziel:
Loveparade in Duisburg. Wir haben überlebt, die 20 nicht. Wir wollten
zusammen feiern und nicht um unser Leben kämpfen." Das Papier ist ein
paar Tage alt. Jetzt haben wir 21 Tote zu beklagen.
Wer ist schuldig? Ein Nachbar spricht aus, was wohl die meisten
denken: Es müssen jetzt Köpfe rollen. Der Buhmann ist
Oberbürgermeister Sauerland, ein Kümmerer und Kumpeltyp, kein
Aktenfresser. Der macht auch schon mal frühmorgens Termine im
Altenheim, um mit Senioren gemeinsam zu frühstücken. Ein
Schulterklopfer, der das Gespräch mit dem Bürger geradezu sucht.
Der Chef der Verwaltung beschäftigt sich nicht mit Feinheiten.
Dafür hat er seine Leute, erzählt er. Uns sitzt beim Interview ein
gebrochener Mann gegenüber, dem offenbar noch nicht klar ist, dass er
sich als Erster Bürger in seiner Stadt Duisburg auf längere Zeit
nicht ohne Bodyguards auf die Straße wagen kann.
Plötzlich melden sich viele zu Wort, die vorher gewarnt haben
wollen. Vielleicht zu leise. Es hagelt Schuldzuweisungen. Der
Veranstalter war's. Oder vielleicht doch auch ein bisschen die
Polizei? Die Besserwisser der Republik fällen ihr fernes Urteil. Klar
doch, dass eine Stadt wie Duisburg so etwas nicht stemmen kann. Kann
ja nur Größenwahn gewesen sein, sich die Loveparade an Land zu
ziehen.
Vor einer Woche wollten wir alle doch nur laut feiern, stolz auf
unsere Stadt und das Ruhrgebiet sein. Heute trauern wir leise um die
21 Toten. Es ist entsetzlich. Aber kein Grund, mit dem Finger auf uns
zu zeigen.
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