PresseKat - Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ole von Beusts Rücktritt

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Ole von Beusts Rücktritt

ID: 229818

(ots) - Noch einer, der keine Lust mehr hat. Der vor der
Zeit alles hinwirft. Oder soll man die hamburgische Landespolitik
wirklich als bestelltes Haus bezeichnen, wie es Ole von Beust in
seiner Rücktrittserklärung nahegelegt hat? Nein, sein Abschied ist
alles andere als ein wohlgeordneter Machtwechsel. Der gestern
offenkundig aufgewühlte, sich mehrfach verhaspelnde Erste
Bürgermeister der Freien und Hansestadt Hamburg ließ seine Partei
Stunden vor dem Ergebnis des Volksentscheids über die schwarz-grüne
Schulreform mit vielen Problemen zurück. Nicht nur wird es sein
Nachfolger in Hamburg schwer haben, die zuletzt erstaunlich
harmonische Zusammenarbeit mit den Alternativen erfolgreich
fortzusetzen. Die Lage für Kanzlerin und Parteichefin Angela Merkel
ist durch diese Nachricht von der Elbe auch nicht einfacher geworden.
Wieder ist ihr ein wichtiger Mann von der Fahne gegangen, diesmal vom
linken Rand des politischen Spektrums ihrer Partei. Nach Friedrich
Merz und Roland Koch bröckelt es nun also auch am anderen Ende. Ole
von Beust stand nach seinem langen Weg vom Koalitionspartner der
unsäglichen Schill-Partei zum Chef der ersten schwarz-grünen
Landesregierung exemplarisch für die von Merkel beförderte
Großstadt-CDU. Er war ein Vertreter des weltoffenen Ansatzes mit
Krippenplätzen, Elterngeld und Integrationsbemühungen, den die
Kanzlerin so schätzt, mit dem sich neue Wählerschichten leichter
erschließen lassen, mit dem sich auch bei der sozialdemokratischen
Klientel punkten lässt. Ole von Beust inszenierte sich als jemand,
der tut, was er für richtig hält, selbst wenn es unbequem wird. Damit
war er auch für Wähler - und politische Konkurrenten - interessant,
die mit der CDU bis dahin nichts anfangen konnten. Nur so war
Schwarz-Grün in Hamburg möglich, nur so wurde aus dem
lagerübergreifenden Gedankenspiel eine ernsthafte Machtoption der




CDU. Doch dieser Weg war anstrengend - am Ende offenbar zu
anstrengend für Ole von Beust. Einem Teil der hanseatischen
CDU-Klientel war dieser Mann längst fremd geworden, der schon seit
2001 ihr Bürgermeister war, nun aber Bescheidenheit einforderte und
viel von Nachhaltigkeit und Gerechtigkeit sprach. Sie traten ihm
zunehmend mit Skepsis gegenüber. Der einst so beliebte von Beust, der
2004 auf den Slogan »Ole wählen« vertrauen konnte, ohne dass dies
übermäßig albern gewesen wäre, fühlte sich offenbar immer weniger
gemocht - und mochte selbst nicht mehr. Die bürgerliche Kampagne für
die Unberührbarkeit des Gymnasiums alter Prägung und gegen das
schwarz-grüne Projekt Primarschule hat diese Entfremdung verstärkt.
Die schrullige Wahl des Zeitpunktes der Bekanntgabe seines Rücktritts
lässt aber nicht erkennen, dass dem gekränkten von Beust solche
Sachfragen noch wichtig gewesen wären.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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Datum: 18.07.2010 - 21:00 Uhr
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