(ots) - Monatelang haben uns die Kulturhauptstädtler
mit ihrer Vision von der Metropole Ruhr traktiert. Gestern lieferten
sie uns einen triftigen Beleg dafür mit der 20 000 Tische zählenden
Tafel quer durchs Revier, mit über drei Millionen Menschen, die ihre
geliebte und verfluchte Autobahn 40 für ein paar Stunden eroberten
und sie - was auch werktags regelmäßig geschieht - verstopften.
Dieses "Still-Leben" produzierte ungezählte fröhliche Bilder von
fröhlichen Menschen. Stimmungsvolle Fotos, die nicht lügen; aber die
doch nur Momentaufnahmen eines ziemlich aufwendigen Arrangements
sind. Die Frage bleibt, ob gerade diese Massen- und Kunstaktion als
riesige soziale Skulptur - über deren Neuauflage im kommenden Jahr
bereits nachgedacht wird - wirklich so etwas wie ein emotionaler
Gründungstag der neuen Metropole Ruhr sein könnte. Es wäre das erste
Kapitel einer neuen Großerzählung, nachdem die alte - nämlich jene
von Stahl und Kohle und rauchenden Schloten - nur noch als
hartnäckiges und scheinbar unverwüstliches Klischee überlebt. Nichts
gegen Träumereien, wer es aber mit der Metropole ernst meint, muss
aus den schönen Bilder von gestern Geschichten von morgen entwickeln
- bevor sie Nostalgie werden.
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