(ots) - Die Bundesregierung will die Laufzeiten von
Atomkraftwerken verlängern, den Ausstieg aus der Kernenergie
rückgängig machen. Nur so könne eine günstige Stromversorgung
garantiert und die Klimaschutzziele erreicht werden. 2010 ist das
Jahr, in dem sich der Kampf um den Weg in die Energiezukunft
entscheidet. Die "Frontal 21"-Dokumentation "Der große Bluff" von
Steffen Judzikowski und Christian Rohde, die am Dienstag, 13. Juli
2010, 21.00 Uhr, im ZDF zu sehen ist, zeigt Stationen der Debatte,
beantwortet Fragen zu den zentralen gesellschaftlichen Konflikten und
präsentiert Argumente und Belege. Die Autoren recherchierten mehrere
Wochen und trafen in ganz Deutschland Kritiker und Befürworter der
Kerntechnik.
Bundesumweltminister Norbert Röttgen sagt im Interview: "Ich
glaube, dass wir eine überschaubare Zahl an zusätzlichen Jahren
Kernenergie brauchen." Für Professor Olav Hohmeyer, Mitglied im
Sachverständigenrat der Bundesregierung für Umweltfragen, ist eine
Verlängerung der Laufzeiten "ein fatales Signal". Die Regierung
schicke sich an, die Weichen genau in die falsche Richtung zu
stellen. Zusammen mit Prof. Hohmeyer untersuchen die Autoren die
Versprechungen der Atompolitiker: Sorgt Atomkraft für günstige
Energiepreise? Sind alte Reaktoren wirklich sicher? Ist die
Energiewende mit Atomkraft zu meistern, und ist Gorleben ein
geeignetes Endlager?
Die Kernkraftwerke des Energiekonzerns seien sicher und
klimafreundlich, heißt es bei RWE. Außerdem verspricht RWE-Sprecher
Volker Heck im Film: "Kernenergie sorgt dafür, dass die Preise stabil
bleiben." Laut Felix Matthes vom Öko-Institut ist das Versprechen
sinkender Strompreise der "größte Mythos in der ganzen Debatte" um
Laufzeitverlängerungen. Sie seien einzig ein Garant dafür, dass
Atomkonzerne "weiterhin Milliardengewinne scheffeln können". Dass
gerade auch alte Reaktoren wie Biblis A oder Krümmel länger laufen
sollen, macht Wolfgang Renneberg, bis Ende 2009 im Bund
verantwortlich für Reaktorsicherheit, Sorgen: Kein einziges deutsches
Kernkraftwerk sei heute genehmigungsfähig. Es fehle zum Beispiel ein
Schutz gegen Terrorangriffe. Öffentlich mag über solche Gefahren kaum
jemand reden, doch geheime Unterlagen, die der Film präsentiert,
belegen: Die Verantwortlichen sind alarmiert.
Eine weitere Hürde für die Regierung ist die Frage: Wohin mit dem
strahlenden Müll?
Bundesumweltminister Röttgen erklärt im Interview, warum er einzig
auf Gorleben bei der Endlagersuche setzt, obwohl die Eignung des
Salzstocks hoch umstritten ist. Die Dokumentation präsentiert
historische Akten und Zeitzeugen. Sie zeigen, dass die
Standortauswahl in den 70er Jahren allein politischen Motiven folgte.
Auch aus der Energiebranche kommt Kritik an der Atompolitik der
Regierung. Die junge Branche der regenerativen Energien sieht sich in
Gefahr, wenn sich Atomkonzerne und Regierung durchsetzen:
Investitionen, technologischer Vorsprung und Arbeitsplätze stehen auf
der Kippe. Schon heute würden Windräder abgestellt, weil Atomstrom
die Netze verstopfe. Dabei seien die Erneuerbaren in der Lage,
Schritt für Schritt die Versorgung zu übernehmen, rechnet Prof. Olav
Hohmeyer vor. Er ist sich sicher: "Die Atomkraft steht der dringend
benötigten Energiewende im Weg."
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