(ots) - Zum Flair des Kalten Krieges fehlte gestern in
Wien eigentlich nur noch die berühmte Zither-Melodie aus dem
Spionage-Thriller "Der dritte Mann" mit Orson Welles. Der
Agentenaustausch zwischen Amerika und Russland, der da über die Bühne
ging, gemahnte an Szenen, die jüngere Zeitgenossen nur noch aus
Filmen oder Geschichtsbüchern kennen. Aber man sollte sich keinen
Illusionen hingeben: Zwar ist die Ost-West-Konfrontation
Vergangenheit, ist die Todfeindschaft zwischen den ideologischen
Blöcken politischer Entspannung, ja Partnerschaft gewichen, aber
spioniert wird munter weiter. Washington und Moskau zelebrieren
Kooperation, US-Präsident Barack Obama und sein russischer
Amtskollege Dmitri Medwedjew geben sich als beste Freunde, und im
Verborgenen belauern sich ihre Geheimdienste wie eh und je. Nur die
Prioritäten haben sich verschoben. Die direkte politische und
militärische Konfrontation wurde abgelöst durch eine vor allem
wirtschaftliche Rivalität. Und so betreiben die Agenten beider Seiten
heute vor allem Industriespionage. Immerhin: Russen und Amerikaner
wollen offensichtlich nicht, dass der "Geheimnisklau" ihre
Beziehungen belastet. Das ist anders als im Kalten Krieg, und das ist
die gute Nachricht.
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