(ots) - Ein Kommentar von Matthias Beermann:
Wenn Angela Merkel in diesen Tagen über den Rhein blicken würde,
könnte sie den Radau in ihrer Koalition vermutlich etwas gelassener
ertragen. Denn verglichen mit den Sorgen von Frankreichs Präsident
Nicolas Sarkozy nimmt sich das Berliner Polit-Theater geradezu
niedlich aus. Seit Wochen jagt in Paris eine Affäre die andere. Immer
geht es dabei irgendwie um die Unverfrorenheit von
Regierungsmitgliedern im Umgang mit Steuergeld, um Begünstigung von
Angehörigen, um politischen Filz und den bösen Verdacht der
Korruption. Zwar haben die Franzosen mit solchen Zuständen leidvolle
Erfahrung. Ihre Minister haben häufig Probleme damit gehabt, sauber
zwischen dem Dienst am Vaterland und materiellen Vorteilen zu
trennen. Aber gerade für Sarkozy ist es eine Katastrophe, hatte er
den Franzosen doch eine "untadelige Republik" versprochen. Während er
Moral und - neuerdings - auch Sparsamkeit predigt, bedienen sich
seine Minister. Nun sind die ersten Köpfe gerollt, aber an seinem
ebenfalls angeschossenen Arbeitsminister will Sarkozy bis zum Herbst
festhalten, denn an ihm hängt das Gelingen der Rentenreform. Damit
riskiert Sarkozy allerdings seine eigene Glaubwürdigkeit und die
Handlungsfähigkeit seiner Regierung.
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