(ots) - Ein Kommentar von Martin Kessler:
Die Wiedervereinigung beider deutscher Staaten bleibt ein
Generationsprojekt. Rund ein Viertel der Bevölkerung der DDR kann
sich nicht von der angeblich "guten alten Zeit" des ersten Bauern-
und Arbeiterstaats auf deutschem Boden trennen. Vollbeschäftigung,
fehlender Arbeitsstress, billige Mieten und Preise, gleiche Chancen
für Frauen heißen die Stichworte der DDR-Ostalgiker. Dass dieses
System sich innerlich aushöhlte, eine gewaltige Produktivitätslücke
und ein riesiges Wohlstandsgefälle gegenüber dem Westen aufwies, ist
für dieses Viertel längst vergessen. Die Reparatur der schlimmsten
Mängel kostete den Westen bis heute mehr als 1,2 Billionen Euro. Noch
immer hängen die Ost-Länder am Tropf der Steuerzahler im Westen,
obwohl die Menschen jenseits der Elbe genauso tüchtig sind wie am
Rhein. Man muss gar nicht an Schießbefehl, fehlende Reisefreiheit
oder Staatswillkür erinnern. Selbst die Verlierer der Einheit leben
heute besser als die große Mehrheit in der DDR. Im Prozess der
Einigung ist sicher vieles schief gelaufen. Aber man muss schon auf
beiden Augen blind sein, wenn man nicht die gewaltigen Verbesserungen
sieht, die sich seit der Wiedervereinigung vor 20 Jahren eingestellt
haben.
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