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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu McChrystals Rauswurf

ID: 215927

(ots) - Afghanistan schenkt Obama keine Ruhe: Erst fiel
General Petraeus im Kongress in Ohnmacht, nun hat der Präsident den
aufmüpfigen General McChrystal entlassen. Der Offizier hatte den
Präsidenten in einem Interview kritisiert und blamiert. Doch Obama
hasst Illoyalität und mangelnde Disziplin. Amerika war empört. Da der
Präsident zugleich der Oberbefehlshaber im Krieg ist, darf er Zweifel
an seiner zivilen Autorität durch die Militärs nicht dulden. So weit,
so gut. Obama zeigt sich führungsstark und durchsetzungsfähig, doch
die McChrystal-Affäre enthüllt mehr als einen Machtkampf zwischen dem
Weißen Haus und den Militärs. Sie zeigt die umfassende Krise der
US-Afghanistanstrategie: Wenn der Präsident seinen besten General
entlässt, steht es schlecht um das amerikanische Engagement am
Hindukusch. Die Lage ist in der Tat prekär: Die Taliban sind nicht
besiegt, täglich stirbt durchschnittlich ein US-Soldat, und der Krieg
ist inzwischen teurer als die Irak-Invasion: 6,7 Milliarden Dollar
pro Monat. Obamas Plan, die Taliban zu schlagen und die Afghanen
aufzurüsten, geht nicht auf. Die US-Kampagne in Afghanistan droht zum
längsten Krieg der amerikanischen Geschichte zu werden. Die militante
Afghanistan-Politik des Präsidenten gleicht inzwischen der unseligen
Kriegsstrategie seines Vorgängers. Das ist nicht der versprochene
»Wandel«. Obama will die US-Truppen massiv aufstocken, die Taliban
besiegen und den Rückzug im Sommer 2011 einleiten. Das wäre politisch
opportun, um 2012 die Afghanistan-Erfolge im
Präsidentschaftswahlkampf vorzeigen zu können. Doch diese Erfolge
bleiben aus: Der afghanische Anti-Amerikanismus wächst, Präsident
Karzai ist schwach und korrupt, der Opiumhandel blüht, und der Krieg
fordert mehr Opfer denn je. Der jüngste Pentagon-Bericht zum
Afghanistan-Krieg nennt die Taliban widerstandsfähig und kampfbereit.




Einen schnellen Sieg wird es nicht geben. Innenpolitisch bleibt
Amerika zerstritten: Linke und liberale Demokraten fordern den
baldigen Rückzug, die Republikaner wollen »Erfolge und Siege«. Obama
wird daran erinnert, dass er auch deshalb gewählt wurde, weil er vor
»dummen Kriegen« gewarnt hatte. Senator John McCain möchte mehr
Soldaten schicken, andere Republikaner bestehen auf weitere
Nato-Truppen. Doch die Alliierten zögern: Der politische Wille
schrumpft, die Niederländer ziehen sich zurück, die Polen fordern
einen Abzugstermin, die Engländer sind kriegsmüde. Bei der
McChrystal-Affäre geht es um mehr als verletzte Eitelkeit und
Illoyalität. Der entlassene General war auch der Oberbefehlshaber der
Nato in Afghanistan. Sein Rauswurf berührt somit auch die Interessen
der Bundeswehr. Wenn die Amerikaner scheitern, ändert sich auch die
Lage unserer Soldaten. Dann wäre vielleicht ein baldiger Rückzug
denkbar.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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Datum: 23.06.2010 - 20:10 Uhr
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