(ots) - Es ist doch nur ein Spiel, könnte man nüchtern
feststellen. Ja, aber eines, das morgen unglücklicherweise bereits um
13.30 Uhr angestoßen wird. Wer zu diesem Zeitpunkt nicht seine
Frühschicht, die 6. Stunde oder den behördlichen Freitag hinter sich
gebracht hat, schaut wohl überall hin, nur nicht in die Röhre -
respektive auf den Flachbildschirm -, wenn sich Deutschlands
Kickerelite anschickt, in Port Elisabeth elf Serben so alt aussehen
zu lassen wie am Sonntag die Australier. Ein WM-Spiel unserer Jungs
während der Arbeitszeit, wie passt das zusammen? Gar nicht, findet
mancher Vorgesetzte und erlaubt deshalb weder, einen Fernseher
aufzustellen noch die Partie per Livestream im Internet zu verfolgen.
Dabei wäre es ein Leichtes, diese 90 Minuten plus Hymne und
Halbzeitpause als teambildende Maßnahme in den Arbeitsalltag zu
integrieren. So könnte der Firmenchef auch das Geld für die teuren
"Wir-können-alles-schaffen-Seminare" einsparen. Er müsste dann nicht
mit furchtbar positive Energie ausstrahlenden Motivationstrainern
durch die Klettergärten des Westerwalds hasten und hätte das
geschaffen, was der Ökonom Win-Win-Situation nennt: Der Boss setzt
sich einerseits ein Denkmal und erntet andererseits eine bestens
aufgelegte Belegschaft, die nach dem Sieg gern die verlorene
Arbeitszeit wieder aufholt. Also: Lass' gucken, Chef!
Pressekontakt:
Westdeutsche Allgemeine Zeitung
Zentralredaktion
Telefon: 0201 / 804-6528
zentralredaktion(at)waz.de