(ots) - Wegen eines Lecks im Wahlamt der Stadt München
sind Tausende von priva-ten Anschriften bayerischer Briefwähler in
den Adresshandel gelangt. Wie das Hamburger Magazin stern in seiner
am Donnerstag erscheinenden Ausgabe berichtet, bot die Firma
MTM-Lübeck im Frühjahr verschiedenen Unternehmen Adresslisten
Münchner Briefwähler zwecks Kundenwerbung zum Kauf an. Nach eigenen
Angaben hatte MTM bis zu 15.000 Adressen von Bürgern im Angebot, die
2009 per Post für Bundestag oder EU-Parlament votiert hatten.
Darunter waren auch die Privatanschriften von Prominenten wie dem
Kabarettisten Dieter Hildebrandt und der Fernsehmoderatorin Milena
Preradovic.
Die Münchner Stadtverwaltung hatte nach eigenen Angaben dem
Berch-manskolleg des Jesuitenordens "über eine Mittelsperson"
Umschläge von Briefwahlanträgen überlassen, "zur Ablösung von
Briefmarken für wohltätige Zwecke". Der Orden verkaufte die Umschläge
jedoch komplett als Massenware für Markensammler an einen privaten
Händler. Von diesem gelangten sie über einen Umweg an MTM. Wolfgang
Mayer vom Berchmanskolleg sagte dem stern, man habe ihnen bei der
Überlassung der Briefhüllen keinerlei Auflagen gemacht, auch nicht
über eine "Trennung der Adressdaten von den Marken".
Der schleswig-holsteinische Datenschutzbeauftragte Thilo Weichert
prüft zurzeit, ob gegen die Firma MTM ein Bußgeld verhängt werden
muss. Die Stadt München, die seit März über das Datenleck informiert
ist und zunächst nur die Abgabe der Umschläge gestoppt hatte,
kündigte nach einer stern-Anfrage an, sie werde nun auch Strafantrag
stellen.
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