PresseKat - Bericht: Europa versagt beim Menschenrecht auf Gesundheitsversorgung

Bericht: Europa versagt beim Menschenrecht auf Gesundheitsversorgung

ID: 1548726

(ots) -

Sperrfrist: 08.11.2017 00:01
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- Eine Befragung von über 43.000 Patienten wirft ein Schlaglicht
auf schwerwiegende Defizite der europäischen Gesundheitssysteme.

- Ärzte der Welt ruft die europäischen Machthaber dazu auf, das
Menschenrecht auf medizinische Versorgung sicherzustellen.

Die europäischen Regierungen lassen die Schwächsten der
Gesellschaft im Stich, wenn es um dringend notwendige medizinische
Versorgung geht. Das zeigt eine von Ärzte der Welt und
Partnerorganisationen in 14 Ländern durchgeführte Studie.

Laut dem Bericht nehmen nicht nur in Deutschland die Hürden zu,
die Menschen daran hindern zum Arzt zu gehen - zum Beispiel das
Anfang des Jahres in Kraft getretene sogenannte
Leistungsausschlussgesetz, das bestimmte Gruppen von EU-Bürger/-innen
fast vollständig vom Zugang zum regulären Gesundheitssystem
ausschließt. Auch in Frankreich, Großbritannien, Irland und anderen
Ländern wurden Rückschritte gemacht.

Der Bericht basiert auf Daten von 43.286 Patienten, die 2016 eine
der von Ärzte der Welt und seinen Partnern betriebenen medizinischen
Anlaufstellen aufgesucht haben. Neben Staatsbürgern der jeweiligen
Länder (12,1 Prozent) waren es vor allem Migranten aus anderen
EU-Staaten (7,5 Prozent) oder von außerhalb der EU (79, 1 Prozent).
Viele sind vor Krieg, Gewalt oder Verfolgung aus Ländern wie Syrien
oder Afghanistan geflohen. Fast ein Viertel von ihnen waren Kinder
und Jugendliche unter 18 Jahren.

89 Prozent der Befragten lebten unterhalb der Armutsgrenze des
jeweiligen Landes. Viele wohnten in schlechten Verhältnissen oder
waren obdachlos. 55,2 Prozent von ihnen waren nicht
krankenversichert, zusätzliche 18,3 Prozent hatten nur Anspruch auf




medizinische Notfallversorgung.

Dennoch benötigten viele der Patient/-innen dringend medizinische
Hilfe. Viele litten unter akuten und chronischen Krankheiten. Ãœber
die Hälfte der schwangeren Frauen hatte bisher keine
Vorsorgeuntersuchung erhalten. Kinder waren oft nicht ausreichend
geimpft und zahlreiche Patienten hatten zum Teil schwere psychische
Beschwerden.

In den Bericht eingeflossen sind auch Daten von Patient/-innen der
Ärzte der Welt-Praxen in München, Berlin, Stuttgart und Hamburg.
Darunter waren deutsche Staatsbürger mit
Krankenversicherungsschulden, denen nur eine Notfallversorgung
zusteht, EU-Bürger/-innen, die nach einmonatigen
Überbrückungsleistungen überhaupt keinen weiteren Anspruch auf
medizinische Versorgung haben, und Menschen ohne Papiere, für die ein
Antrag auf Kostenerstattung die Abschiebung bedeuten würde.
(Einzelfallbeschreibungen sind im Bericht enthalten und hier
nachzulesen: https://mdmeuroblog.wordpress.com/testimonies/)

"Gesundheitsversorgung ist ein Menschenrecht und darf nicht als
politisches Instrument zur Steuerung von Migration missbraucht
werden", kritisiert François De Keersmaeker, Direktor der deutschen
Sektion von Ärzte der Welt. "Bestimmte Gruppen systematisch davon
auszuschließen, ist nicht nur ein Risiko für die öffentliche
Gesundheit, sondern verursacht in der Regel auch deutlich höhere
Kosten, als von vornherein flächendeckend ausreichende medizinische
Behandlung zu ermöglichen."

Angesichts der besorgniserregenden Ergebnisse der Studie, fordert
Ärzte der Welt die europäischen Regierungen nachdrücklich dazu auf,
gesetzliche und andere Barrieren abzuschaffen, die den Zugang zu den
staatlichen Gesundheitssystemen versperren oder erschweren.

DER BERICHT WIRD AM 8. NOVEMBER 2017 IM EUROPÄISCHEN PARLAMENT IN
BRÃœSSEL VORGESTELLT. Gern stellen wir Ihnen auch schon im Vorfeld
Interviewpartner zur Verfügung.

Zum Bericht:

Der European Observatory Report wurde durch das European network
to reduce vulnerabilities in health, einem Zusammenschluss von Ärzte
der Welt und europäischen Partnerorganisationen, in Kooperation mit
dem Institut für Globale Gesundheit des University College London
erstellt. Da Daten über den Gesundheitszustand von Menschen in
prekären Verhältnissen schwierig zu sammeln und daher rar sind,
stellt die Studie einen wichtigen Beitrag zum Verständnis von
Ungerechtigkeiten in den europäischen Gesundheitssystemen dar und
soll dazu beitragen, diese zu beseitigen.



Pressekontakt:
Stephanie KIRCHNER
Referentin Öffentlichkeitsarbeit - Press Officer
Ärzte der Welt e.V. - Doctors of the World Germany
Leopoldstr. 236, 80807 München, DE
t. +49 (0) 89 45 23 081-294
(at) stephanie.kirchner(at)aerztederwelt.org
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Datum: 08.11.2017 - 00:01 Uhr
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