PresseKat - Energiewende im Gebäudesektor: Pfade technologieoffen gestalten

Energiewende im Gebäudesektor: Pfade technologieoffen gestalten

ID: 1541269

(ots) -

- Studie von geea, dena und Branchenverbänden zeigt, wie
Klimaschutzziele 2050 im Gebäudesektor erreicht werden können
- Klimaschutzszenarien sind machbar mit Mehrkosten von 12 bis 20
Prozent
- Steigerung der Sanierungsrate auf mindestens 1,4 Prozent
erforderlich
- Kuhlmann: "Ein Weiter-wie-bisher reicht nicht!"

Die Energiewende im Gebäudesektor lässt sich bis 2050 am besten
realisieren, wenn alle verfügbaren Effizienztechnologien
wirtschaftlich eingesetzt und die Infrastrukturen für Strom, Gas und
Öl effizient mit erneuerbaren Energieträgern genutzt werden. Eine
stark forcierte Elektrifizierung der Wärmeversorgung würde dagegen zu
höheren Kosten führen und höhere Sanierungsraten erfordern. Ohne
zusätzliche Anstrengungen würden die Klimaschutzziele klar verfehlt.
Das ist das Ergebnis der Gebäudestudie der Allianz für
Gebäude-Energie-Effizienz (geea), der Deutschen Energie-Agentur
(dena) und weiterer Branchenverbände. Erstmalig wurden dabei
unterschiedliche Pfade zur Zielerreichung miteinander verglichen und
unter Aspekten wie Kosten, Energieimporte und Infrastrukturbedarf
untersucht.

"Die Klimaschutzziele im Gebäudesektor lassen sich erreichen, aber
dafür müssen wir uns erheblich mehr anstrengen und mehr einfallen
lassen als bisher. Das technologische Potenzial dafür steht aber zur
Verfügung", sagte Andreas Kuhlmann, geea-Sprecher und Vorsitzender
der dena-Geschäftsführung, bei der Vorstellung der Studie in Berlin.
"Der Gebäudesektor spielt eine entscheidende Rolle in der
Energiewende. Hier wird mehr Energie verbraucht als im Verkehr oder
in der Industrie, hier wird auch ein Großteil der für die
Energiewende insgesamt aufzuwendenden Investitionen aufgebracht
werden müssen. In Zukunft werden Gebäude auch immer wichtiger für das




Energiesystem, indem sie Energie produzieren und speichern. Um diese
Potenziale zu erschließen, brauchen wir für den sehr heterogenen und
kleinteiligen Gebäudesektor offene Technologiepfade, die Faktoren wie
Bezahlbarkeit, Versorgungssicherheit und Akzeptanz seitens der
Bevölkerung berücksichtigen. Dafür müssen die bestehenden
Politikinstrumente verbessert und neue entwickelt werden. Dies
betrifft beispielsweise die Ausweitung der Förderung oder die
Intensivierung der Beratung. Die kommenden Koalitionsverhandlungen
können dafür den Grundstein legen. Wichtig ist: Um einen effizienten
Transformationspfad zu erreichen, werden erste entscheidende
Maßnahmen sehr schnell anzugehen sein."

Senkung der Treibhausgasemissionen: Referenzszenario erreicht nur
67 Prozent bis 2050

In der Gebäudestudie wurde auf den gleichen Szenarien aufgebaut
wie bei der kürzlich mit einem Zwischenfazit vorgestellten
dena-Leitstudie Integrierte Energiewende, die Transformationspfade
für alle Sektoren erarbeitet: Energieerzeugung und -verteilung,
Gebäude, Industrie, Mobilität. Das Referenzszenario schreibt die
heutigen Tendenzen fort. Es diente als Vergleichsgröße für zwei
Alternativen: das Technologiemixszenario, das auf ein breites
Spektrum an Technologien setzt, und das Elektrifizierungsszenario,
das auf einen sehr starken Einsatz von erneuerbarem Strom im
Wärmebereich abzielt.

Die Gebäudestudie zeigt, dass Deutschland bei einer Fortschreibung
der heutigen Entwicklung seine Klimaschutzziele klar verfehlen würde.
Der Gebäudesektor käme bis 2050 nur auf eine Reduktion der
Treibhausgasemissionen um 67 Prozent im Vergleich zu 1990. Beide
Alternativszenarien erreichen dagegen die klimaschutzpolitischen
Ziele der Bundesregierung und mindern die Emissionen um 80 bis 95
Prozent. Tragende Elemente der zukünftigen Wärmeversorgung sind in
beiden Szenarien die erneuerbaren Energien und die deutliche
energetische Verbesserung der Gebäudehülle und der Anlagentechnik.

Steigerung der Sanierungsrate: eine große Herausforderung

Nach dem Elektrifizierungsszenario müssten bis 2050 jedes Jahr
rund zwei Prozent des gesamten Gebäudebestands in Deutschland saniert
werden, um einen sehr breiten Einsatz von elektrischen Wärmepumpen zu
ermöglichen. Im technologieoffenen Szenario würden dagegen 1,4
Prozent reichen. Hier würden neben Strom für Wärmepumpen auch
zunehmend gasförmige und flüssige Brennstoffe zum Einsatz kommen, die
mit Hilfe von erneuerbaren Energien synthetisch erzeugt und
hauptsächlich importiert werden. Dafür wiederum müssten rechtzeitig
die entsprechenden nationalen und vor allem auch internationalen
Märkte entwickelt werden.

"Wer die Entwicklung der letzten Jahre verfolgt hat, der weiß,
dass selbst eine Sanierungsrate von 1,4 Prozent ein ambitioniertes
Ziel ist", betonte Kuhlmann. "Technologische Lösungen und kompetente
Anbieter gibt es genug. Auch an guten Vorsätzen auf Seiten von
Politik und Wirtschaft mangelt es eigentlich nicht. Trotzdem haben
wir zuletzt nur rund ein Prozent pro Jahr erreicht. Im Vergleich zum
Status quo müssten wir also die Sanierungsaktivitäten so schnell wie
möglich um mindestens 40 Prozent steigern und dafür auch breite
gesellschaftliche Zustimmung finden. Wenn wir das schaffen, können
wir sehr zufrieden sein."

Deutliche Unterschiede bei Kostenbilanz und Energieverbrauch

Die geringere Sanierungsrate ist auch einer der Gründe, warum der
technologieoffene Pfad in der Kostenbilanz deutlich günstiger ist als
das Elektrifizierungsszenario. Er erfordert weniger Investitionen in
Gebäudehülle und Anlagentechnik. Dagegen fallen die höheren Kosten
für die Beschaffung der erforderlichen Brennstoffe weniger ins
Gewicht. Im Vergleich zum Referenzszenario erreicht der
technologieoffene Pfad die Klimaschutzziele für Mehrkosten von
insgesamt 12 bis 14 Prozent. Das Elektrifizierungsszenario kommt auf
Mehrkosten von gut 20 Prozent.

Deutliche Unterschiede weisen die beiden Szenarien auch bei der
Entwicklung des Energieverbrauchs im Gebäudesektor auf. Die höhere
Sanierungsrate, die die Elektrifizierung mit sich bringt, führt zu
einer Senkung des Energieverbrauchs um gut 60 Prozent bis 2050 im
Vergleich zu 2015. Im Technologiemixszenario liegt der Wert bei circa
47 Prozent, weil weniger saniert wird. Trotzdem lassen sich auch hier
die Klimaschutzziele erreichen, weil der Strom sowie die gasförmigen
und flüssigen Brennstoffe mit Hilfe von erneuerbaren Energien erzeugt
werden. Hinzu kommt, dass im technologieoffenen Pfad der Strombedarf
nicht so stark ansteigt. Die Fluktuation im Stromnetz ist dadurch
geringer und es muss weniger gesicherte Leistung vorgehalten werden.

"Die Herausforderungen im Gebäudesektor sind komplex", betonte
Kuhlmann. "Das Energiesystem wächst immer mehr zusammen,
Richtungsentscheidungen im Gebäudesektor haben auch Auswirkungen auf
andere Sektoren und umgekehrt. Die Gebote der Wirtschaftlichkeit und
des Wettbewerbs drohen verloren zu gehen, wenn wir versuchen,
einzelne Technologien politisch zu steuern, anstatt technologieoffene
Rahmenbedingungen mit klarem Fokus auf CO2-Vermeidung zu entwickeln.
Umso wichtiger ist es, dass Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und
Gesellschaft sich auf Lösungen verständigen. Mit unserer
Gebäudestudie wollen wir diesen Dialog voranbringen. Deshalb haben
wir sie bewusst gemeinsam mit vielen branchenrelevanten Unternehmen
und Verbänden erarbeitet."

Zur Gebäudestudie

Folgende Partner haben die Erstellung der Gebäudestudie
unterstützt: Bundesindustrieverband Technische Gebäudeausrüstung
e.V., Bundesverband der Deutschen Heizungsindustrie e.V.,
Bundesverband energieeffiziente Gebäudehülle e.V., Bundesverband
Erneuerbare Energie e.V., Bundesverband Wärmepumpe e.V.,
Bundesvereinigung Bauwirtschaft GbR, Deutsche Gesellschaft für
Mauerwerks- und Wohnungsbau e.V., Deutsche Vereinigung des Gas- und
Wasserfaches e.V., Institut für Wärme und Oeltechnik e.V., UNITI
Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen e.V., Verband
Fenster + Fassade e.V., Zukunft Erdgas GmbH.

Die wissenschaftlichen Gutachter der Studie waren Dr. Harald
Hecking und Oliver Hennes von ewi Energy Research & Scenarios, Prof.
Dr. Bert Oschatz, Dr. Bernadetta Winiewska und Bettina Mailach vom
Institut für Technische Gebäudeausrüstung Dresden (ITG Dresden) sowie
Prof. Dr. Andreas Holm und Florian Kagerer vom Forschungsinstitut für
Wärmeschutz (FIW München).

Die Ergebnisse der Studie "Szenarien für eine marktwirtschaftliche
Klima- und Ressourcenschutzpolitik 2050 im Gebäudesektor" sind online
verfügbar unter www.dena.de/gebaeudestudie.

Die geea, die dena und die an der Studie beteiligten Verbände
haben ihre politischen Empfehlungen in einem Thesenpapier mit dem
Titel "Gebäude-Energiewende braucht offene Technologiepfade,
Bezahlbarkeit und Akzeptanz" zusammengefasst. Das Thesenpapier ist
online verfügbar unter www.dena.de/gebaeudestudie.

Die geea ist ein branchenübergreifender Zusammenschluss führender
Vertreter aus Industrie, Forschung, Handwerk, Handel,
Energieversorgung und Finanzierung. Das Ziel der geea ist, die
Energieeffizienz in Gebäuden in Deutschland durch Empfehlungen für
die Politik und konkrete Maßnahmen seitens der Wirtschaft zu
verbessern. Weitere Informationen zur geea unter www.geea.info.

Die Gebäudestudie wurde im Rahmen der dena-Leitstudie Integrierte
Energiewende erstellt. Weiter Informationen zur dena-Leitstudie unter
www.dena.de/integrierte-energiewende.

Die Ergebnisse der Gebäudestudie und die Energiewende im
Gebäudesektor werden auch auf dem dena-Kongress am 20. und 21.
November in Berlin ein wichtiges Thema sein. Der dena-Kongress bietet
die erste Gelegenheit nach der Bundestagswahl, bei einer
branchenübergreifenden Konferenz über die Zukunft der Energiewende zu
diskutieren. Die Koalitionsverhandlungen werden Mitte November
voraussichtlich noch in vollem Gange sein. Weitere Informationen
unter www.dena-kongress.de.



Pressekontakt:
Deutsche Energie-Agentur GmbH (dena), Dr. Philipp Prein,
Chausseestraße 128 a, 10115 Berlin
Tel: +49 (0)30 66 777-641, Fax: +49 (0)30 66 777-699,
E-Mail: presse(at)dena.de, Internet: www.dena.de

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Datum: 17.10.2017 - 10:07 Uhr
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