PresseKat - Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 13. Mal herausragenden Journalismus aus

Otto Brenner Stiftung zeichnet zum 13. Mal herausragenden Journalismus aus

ID: 1540773

(ots) -

+++ Otto Brenner Preis für kritischen Journalismus geht 2017 an das
SPIEGEL-Team Kristina Gnirke, Isabell Hülsen und Martin U. Müller +++
Jury zeichnet Charlotte Wiedemann (freie Journalistin und
Publizistin) für ihr Lebenswerk mit dem "Spezial"-Preis aus +++
Hannes Munzinger (SZ) erhält Newcomerpreis +++ "Migration Control"
(taz) wird mit dem Medienprojektpreis ausgezeichnet +++ 3
Recherche-Stipendien werden vergeben +++ Preisverleihung findet am
21. November in Berlin statt +++ Festredner ist Georg Schramm,
Kabarettist und Autor +++

Den mit 10.000 Euro dotierten 1. Preis des Otto Brenner Preises
für kritischen Journalismus 2017 erhält das Autorenteam Kristina
Gnirke, Isabell Hülsen und Martin U. Müller für "Ein krankes Haus"
(DER SPIEGEL, Nr. 51/2016, S. 14 ff.)

Nach Auffassung der Jury leisten Kristina Gnirke, Isabell Hülsen
und Martin U. Müller mit der SPIEGEL-Titelgeschichte über den
Asklepios-Konzern "schonungslose Aufklärung über die Missstände im
Gesundheitswesen". Es werde, so die Jury, bisweilen immer noch
behauptet, dass das Gesundheitswesen an einem eingeschränkten
Wettbewerb leide. "Der ausgezeichnete Text zeigt", so die Jury in
ihrer Begründung, "dass das Gesundheitswesen vor allem daran leidet,
dass es ein Markt ist, an dem zu allererst verdient werden will".
Kaufleute und Betriebswirtschaftler hätten aus der Medizin eine
Industrie gemacht. Am Beispiel des Asklepios-Konzerns zeigen die
diesjährigen Brenner-Preisträger wozu das führt. Ihr Text, so die
Jury, "ist eine Verteidigung der Menschenwürde - dort, wo sie am
antastbarsten ist: im Krankenhaus".

Der 2. Preis (5.000 Euro) geht an Fritz Schaap für eine
dreiteilige Serie über den Alltag im vom Krieg gebeutelten Syrien und
insbesondere in der Hauptstadt Damaskus.

"Krieg", so die Jury, "ist der überwältigenden Mehrheit der




Bevölkerung in friedlichen Ländern fern, unheimlich, in seinen
Konsequenzen schwer konkret vorstellbar". Wenn ein Krieg dann noch in
einem Land mit fremder Kultur stattfindet, so die Jury weiter, "dann
rückt er endgültig in den Bereich des Unfassbaren, Unbegreiflichen -
es sei denn, ein Autor wie Fritz Schaap nimmt sich des Themas an".
Nach Auffassung der Jury gelingt es "ganz selten jemandem so
eindringlich wie diesem freiberuflich tätigen Journalisten, seinen
Leserinnen und Lesern die Gefühle, Lebensbedingungen, Motive der
Bevölkerung in einem Kriegsgebiet nahezubringen". Schaaps dreiteilige
im SPIEGEL veröffentlichte Reportage - "Furcht und Betäubung" (Nr.
50/2016), "Es war einmal eine Nation" (Nr. 7/2017) und "In der Hand
der Gangster" (Nr. 10/2017) - bringt uns vom Krieg gezeichnete
Menschen wie beispielsweise einen Barkeeper, einen Fleischer oder
eine Architektin so nahe, "als handele es sich um mehr oder minder
vertraute Nachbarn". Plötzlich "ist das Grauen im fernen Syrien gar
nicht mehr fern, sondern nah und fast spürbar". Für die Jury des
Brenner-Preises ist die Serie "Kriegsberichterstattung im besten
Sinne des Wortes".

Mit dem 3. Preis werden Caterina Woj und Andrea Röpke für "Das
braune Netzwerk - Wer steuert die Wutbürger?" ausgezeichnet. Der Film
wurde in der WDR-Reihe "die story" am 11. Januar 2017 ausgestrahlt.
Das Preisgeld beträgt 3.000 Euro.

Journalisten sind aufgerufen, im Interesse von Freiheit und
Demokratie Haltung zu zeigen. Haltung, so die Jury, zeige sich "nicht
in kurzatmiger Aufregung, sondern in besonnener Analyse, im
Rekonstruieren und Verstehen dessen, was gerade geschieht, nicht nur
vordergründig, sondern vor allem hintergründig". Das alles leisten
die beiden Preisträgerinnen Caterina Woj und Andrea Röpke auf
vorbildliche Weise. Ihre WDR-Dokumentation über "Das braune
Netzwerk", in dem AfDler, Rechtsextreme und Neonazis in konspirativer
Weise zusammenarbeiten, ist für die Jury "kritischer
Fernsehjournalismus in Bestform, politische Aufklärung, wie sie das
Gebot der Stunde ist". Der Film überzeugte die Jury: "Recherche von
Zusammenhängen, Analyse von Strukturen, Einordnung durch O-Töne,
Kameraführung, Bildauswahl, Dramaturgie - hier stimmt alles!"

Der "Spezial"-Preis, dotiert mit 10.000 Euro, geht an Charlotte
Wiedemann. Mit ihr zeichnet die Jury eine Journalistin mit
langjähriger Berufserfahrung aus und ehrt sie zugleich als
profilierte Autorin mit dem Schwerpunkt "Islamische Lebenswelten".
Ihr aktuelles Buch "Der neue Iran" zerreißt die landläufigen
Vorurteile, die es über den Iran gibt. "Charlotte Wiedemann legt", so
die Jury, "das Portrait der iranischen Gesellschaft jenseits des
Staatsapparats vor - es ist ein faszinierendes Porträt, das Porträt
einer Gesellschaft im Aufbruch, voller Neugierde und einer Sehnsucht
nach Öffnung". Es gelingt der Autorin auf "scharfsinnige und
lehrreiche Weise zu zeigen, wie aus dem Iran trotz autoritärer
Regierung ein modernes, dynamisches, weltoffenes Land wird". Sie
berichtet aus einem Land, das dem Westen entrückt war - sie
porträtiert, sie analysiert, sie öffnet uns Türen und Fenster und
schafft so ein Fundament, um eine sich "wandelnde Gesellschaft" zu
verstehen. "Das ist wunderbar kluger, politischer Journalismus", lobt
die Jury die Arbeit der Autorin, die mit dem "Spezial"-Preis auch für
ihr journalistisches Schaffen insgesamt ausgezeichnet wird.

Den Newcomerpreis, dotiert mit 2.000 Euro, erhält Hannes Munzinger
für seine Analyse eines Geldwäsche-Systems in Europa. Seine Reportage
"Russische Waschmaschine" erschien am 21. März 2017 als "Thema des
Tages" in der Süddeutschen Zeitung (SZ).

Recherchen zur Finanzkriminalität sind ein mühsames Geschäft.
"Eine Mauer des Schweigens" verbirgt zumeist die wahren Urheber
verdächtiger Geldbewegungen. Aber Hannes Munzinger ließ sich nicht
abschrecken. "Mit Ausdauer und Akribie", so die Jury in der
Begründung, "ging er den Hinweisen aus 70.000 zugespielten
Datensätzen über die deutschen Beteiligten an einem der größten
europäischen Geldwäsche-Netzwerke nach". Sein Bericht über die
Verstrickung deutscher Banken, Konzerne und Mittelständler in den
"Russian Laundromat" getauften Schwarzgeld-Ring ist für die Jury "ein
wichtiger Beitrag zur Aufklärung des Versagens der deutschen Justiz
bei der Verfolgung der Geldwäsche - eine herausragende Leistung für
einen Newcomer".

Im Wettbewerb um die Brenner-Preise zeichnet die Jury auch
innovative und wegweisende Medienprojekte aus. 2017 geht der
Medienprojektpreis, dotiert mit 2.000 Euro, an das Multimedia-Projekt
"Migration Control". Einzelne Beiträge davon sind seit November 2016
auch in "Die Tageszeitung" (die taz) erschienen.

Christian Jakob, Daniél Kretschmar, Simone Schlindwein und ein
Team aus 25 Journalisten und Wissenschaftlern haben mit Bravour eine
einmalige Herausforderung bewältigt: Nach sechs Monaten Recherche in
21 Ländern enthüllten sie "mit erdrückender Beweisfülle eines der
dunkelsten Kapitel der EU-Außenpolitik". Bis 2020 wird die EU
voraussichtlich rund zehn Milliarden Euro ausgeben, damit andere
Länder Flüchtlinge und Migranten von Europa fernhalten. Die EU bietet
dafür Militär- und Wirtschaftshilfe in Milliardenhöhe und arbeitet
mitunter mit bislang geächteten Regimen zusammen, die schwere
Menschenrechtsverletzungen begehen, und bildet deren Polizei und
Armeen aus. "Das meisterhaft gestaltete Web-Dossier", so die Jury,
"erschließt das komplexe Thema für jedermann und ist zugleich eine
Datenbank, die zur weiteren Recherche anstiftet". In der Begründung
der Preisvergabe lobt die Jury: "Solche Medienprojekte braucht
Europa".

Neben diesen Preisen werden von der Otto Brenner Stiftung auch
Recherche-Stipendien vergeben, die mit jeweils 5.000 Euro dotiert
sind. Die Stipendien ermöglichen es, frei von ökonomischen Zwängen
und mit professioneller Begleitung von erfahrenen "Mentoren",
vielversprechende Projektthemen vertieft zu recherchieren und zu
realisieren. Bei der diesjährigen Ausschreibung konnten wieder drei
Anträge die Jury überzeugen.

Bernd Kramer, freier Journalist aus Hamburg, geht einem Thema in
Deutschland nach, von dem es heißt, es komme nur in fernen, wenig
entwickelten Ländern vor: Sklaverei in der Arbeitswelt. Schätzungen
deuten darauf hin, dass hierzulande aktuell ca. 15.000 Menschen davon
betroffen sind, Tendenz steigend. Die freie Journalistin Marianne
Falck untersucht in "Dicke Freunde" die Beziehungen zwischen
Zuckerindustrie und Pharmariesen. Abhängigkeiten im Spannungsfeld von
Wirtschaft, Politik und Gesundheit sollen recherchiert und
transparent gemacht werden.

Um den Erfolg ihres Stipendiums nicht zu gefährden, haben wir uns
entschlossen, dass das dritte Stipendium einer weiteren freien
Journalistin verdeckt recherchiert und das Thema vorerst nicht
kommuniziert wird.

Die Vergabe von Recherche-Stipendien und die intensive Betreuung
der Gewinner durch profilierte Journalisten gehören zum Markenkern
des Brenner-Preises. Inzwischen liegen mehr als 30 erfolgreich
abgeschlossene, zum Teil spektakuläre Recherche-Ergebnisse vor, die
durchweg in renommierten Medien erschienen sind (und zum Teil dann
auch noch mit weiteren profilierten Journalistenpreisen ausgezeichnet
wurden). Philipp Haaser, mit einer Recherche zum Wohnungsmarkt in
Köln Gewinner der eines Stipendiums 2016 (siehe
http://ow.ly/jhQp30fTKi9), wird über seine persönlichen Erfahrungen
und außergewöhnlichen Ergebnisse der Recherche bei der diesjährigen
Preisverleihung berichten.

Die Preisverleihung findet am 21. November in Berlin statt (Hotel
Pullman Schweizerhof, Berlin). Anja Höfer, TV- und
Hörfunk-Journalistin (SWR), moderiert die Festveranstaltung. Neben
den Preisträgern und den Mitgliedern der Jury, die laudatieren
werden, erwartet die Otto Brenner Stiftung mehr als 350 Gäste.

Die Otto Brenner Stiftung der IG Metall verleiht den Otto Brenner
Preis für kritischen Journalismus 2017 zum 13. Mal. Prämiert werden
journalistische Arbeiten, die das Motto der Ausschreibung "Gründliche
Recherche statt bestellter Wahrheiten" in ihren Beiträgen
beispielhaft umgesetzt haben. Aus mehr als 700 Bewerbungen, neuer
OBS-Rekord, wählte die Jury am 19. September in Frankfurt a.M. die
Preisträger in fünf Kategorien. Das Preisgeld beträgt 2017 insgesamt
47.000 Euro. Mitglieder der Jury des Otto Brenner Preises 2017 sind
Bettina Gaus (taz), Prof. Dr. Thomas Leif (SWR-Chefreporter), Prof.
Dr. Volker Lilienthal (Rudolf-Augstein-Stiftungsprofessur für
Qualitätsjournalismus, Universität Hamburg), Ines Pohl (Deutsche
Welle, Chefredakteurin), Prof. Dr. Heribert Prantl (Innenpolitik-Chef
und Mitglied der Chefredaktion, Süddeutsche Zeitung), Harald Schumann
(Redakteur für besondere Aufgaben, Der Tagesspiegel, und
Investigative Europe) sowie Jörg Hofmann (1. Vorsitzender der IG
Metall und OBS-Verwaltungsratsvorsitzender).

Informationen zu den prämierten Beiträgen, zu Preisträgern und
Jury sowie zu allen Preisverleihungen seit 2005 finden Sie unter
www.otto-brenner-preis.de



Pressekontakt:
Otto Brenner Stiftung
Jupp Legrand
Geschäftsführung
Tel.: (069) 6693-2810
info(at)otto-brenner-stiftung.de

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Datum: 16.10.2017 - 10:30 Uhr
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