PresseKat - Flüchtlinge in Libyen: EU nimmt systematische Ausbeutung und Gewalt in Kauf

Flüchtlinge in Libyen: EU nimmt systematische Ausbeutung und Gewalt in Kauf

ID: 1527405

(ots) -
Deutschland und weitere EU-Mitgliedstaaten nehmen bewusst
systematische Ausbeutung und schwere Misshandlungen von Flüchtlingen
in Libyen in Kauf. Dies schreibt die internationale Präsidentin von
Ärzte ohne Grenzen, Joanne Liu, in einem heute veröffentlichten Brief
an die Staats- und Regierungschefs der Europäischen Union. "Sind
Vergewaltigungen, Folter und Versklavung wirklich der Preis, den die
europäischen Staaten bereit sind zu zahlen, um den Flüchtlingsstrom
zu drosseln?", schreibt sie. Liu hat in den vergangenen Tagen mehrere
Internierungslager in Tripolis besucht, die unter Kontrolle der
international anerkannten Einheitsregierung stehen, und dort mit
Gefangenen gesprochen.

"Menschen werden wie Waren behandelt. Sie werden in dunkle,
schmutzige und stickige Räume gepfercht", schreibt Liu in dem offenen
Brief. "Frauen werden vergewaltigt und dann gezwungen, ihre Familien
zu Hause anzurufen und von ihnen Geld zu verlangen, damit sie
freikommen. Alle, mit denen ich geredet habe, fragten mich mit Tränen
in den Augen immer wieder, wann sie freigelassen würden. Ihre
Verzweiflung war überwältigend."

Gefangene berichteten, dass sie willkürlich auf der Straße
aufgegriffen, ausgeraubt, an die Betreiber ihres Internierungslagers
verkauft wurden und nun hunderte Euro für ihre Freilassung bezahlen
müssen. Andere wurden von der libyschen Küstenwache in die
Internierungslager gebracht. Viele berichten, geschlagen zu werden,
sogar mit Peitschen.

"Die Internierung von Migranten und Flüchtenden in Libyen ist
durch und durch niederträchtig", so Liu. "Um das Kind beim Namen zu
nennen: Es handelt sich um ein florierendes Geschäft mit
Entführungen, Folter und Erpressung. Die EU-Regierungen haben die
bewusste Entscheidung getroffen, Menschen unter solchen Bedingungen
einsperren zu lassen."





"Bundeskanzlerin Merkel und Außenminister Gabriel nehmen in Kauf,
dass Menschen in höllischen Zuständen festgehalten werden", sagt
Florian Westphal, Geschäftsführer von Ärzte ohne Grenzen in
Deutschland. "Es ist ein Skandal, dass die Bundesregierung und die
EU-Staaten mit Hilfe der libyschen Küstenwache Schutzsuchende in
menschenunwürdige Gefängnisse im Konfliktgebiet in Libyen
zurückdrängen. Jegliche Unterstützung für die libysche Küstenwache
muss ausgesetzt werden. Die Bundesregierung muss sicherstellen, dass
die willkürlich inhaftierten Menschen aus den entsetzlichen
Internierungslagern freigelassen werden."

Teams von Ärzte ohne Grenzen leisten seit mehr als einem Jahr
medizinische Hilfe in sieben Internierungslagern in Tripolis und vier
weiteren in der Region Misrata. In der Publikation "Human Suffering -
Inside Libya´s migrant detention centers" hat die Organisation die
Zustände in einigen Internierungslagern dokumentiert. Sie kann hier
abgerufen werden: https://msf.exposure.co/human-suffering ,
http://story.msf.de/libyens-lager



Pressekontakt:
Stefan Dold, 030 700 130 239, stefan.dold(at)berlin.msf.org, www.msf.de,
Twitter: (at)msf_de

Original-Content von: ?rzte ohne Grenzen, übermittelt durch news aktuell


Themen in dieser Pressemitteilung:


Unternehmensinformation / Kurzprofil:
drucken  als PDF  an Freund senden  Rheinische Post: Kommentar / 
Ungarns flagranter Rechtsbruch 
= Von Matthias Beermann Kauder: Mehr Respekt vor den Lehrern
Bereitgestellt von Benutzer: ots
Datum: 07.09.2017 - 10:05 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 1527405
Anzahl Zeichen: 3479

Kontakt-Informationen:
Stadt:

Brüssel/Berlin



Kategorie:

Außenhandel



Diese Pressemitteilung wurde bisher 0 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Flüchtlinge in Libyen: EU nimmt systematische Ausbeutung und Gewalt in Kauf"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Ärzte ohne Grenzen 40a-joanneliu-offenerbrief.pdf (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von Ärzte ohne Grenzen 40a-joanneliu-offenerbrief.pdf