(ots) - Bill McDermott und SAP stehen derzeit beide auf
Platz 1 - er ist der bestbezahlte Vorstandschef im Dax, der
Softwarekonzern der schwerste Wert im deutschen Leitindex. Das passt
auf den ersten Blick zusammen. Doch der Widerstand von Investoren und
Stimmrechtsberatern fällt gewaltig aus. Mehrere Schwergewichte wollen
dem Aufsichtsrat die Entlastung verweigern, der ein Vergütungssystem
zugelassen hat, das dem Vorstand für 2016 43 Mill. Euro hätte
beschert hat.
In einem Brief an die Mitarbeiter führt McDermott eloquent aus,
welche Erfolge SAP in den vergangenen Jahren eingefahren hat. Seit
der Finanzkrise wurde der Umsatz verdoppelt. Die Marke zähle zu den
wertvollsten der Welt. Die ehrgeizigen Nachhaltigkeitsziele habe man
erreicht und organisch wachse kein Cloud-Anbieter schneller.
Fraglos, SAP hat in den vergangenen Jahren hervorragend
gewirtschaftet, was sich auch an der Börsenbewertung (aktuell 116
Mrd. Euro) ablesen lässt. Binnen zwei Jahren könnte diese auf mehr
als 250 Mrd. Euro steigen - so hat es sich jedenfalls der Vorstand im
2016 unterschriebenen Vergütungsvertrag vorgenommen. Doch auch wenn
er sachlich viele Argumente auf seiner Seite hat, können SAP und
McDermott einer Realität nicht entkommen. Üppige Gehaltsaufschläge
und intransparente Bonusregelungen fallen aus der Zeit. Weltweit regt
sich längst nicht nur bei Sozialromantikern und der Politik der
Widerstand gegen extrem hohe Gehaltsgefälle.
Die gesellschaftliche Akzeptanz der bestehenden Verhältnisse ist
in den vergangenen Jahren global erodiert. Das zeigen nicht zuletzt
die Wahlergebnisse in den USA und Großbritannien, wo vom Wohlstand
abgehängte Bevölkerungsschichten radikal wählen und nur noch wenig
Bedarf für gesellschaftliche Kontinuität sehen. Auch unter Investoren
wächst der Unmut. Zwar dürfen sie seit der Finanzkrise immer öfter
über die Vergütungspläne ihrer Unternehmen abstimmen.
Bindend sind ihre Voten meist aber nicht. Oracle hat über Jahre
keine Mehrheit für ihre üppigen Multimillionenvergütungen erhalten
und dies einfach ignoriert. SAP hatte vergangenes Jahr nur eine
hauchdünne Mehrheit für den neuen Vergütungsplan und macht nahezu
weiter, als ob dies ein kleiner Betriebsunfall war. Dass Philips
freiwillig auf eine Abstimmung über den neuen Vergütungsplan
verzichtet, ist auch kein Anzeichen von Einsicht: Für die
Niederländer wäre das Ergebnis bindend gewesen. Dies zeigt eben
wieder: Nur Druck zeigt Wirkung.
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