(ots) - Thyssen-Krupp-Chef Heinrich Hiesinger will den
Essener Industriekonzern zusammenhalten und schließt den Verkauf der
lukrativen Sparten Aufzüge, Anlagenbau oder Autozulieferer aus. "Wir
können als integriertes Unternehmen mehr erreichen", sagte Hiesinger
der in Essen erscheinenden Westdeutschen Allgemeinen Zeitung (WAZ,
Mittwochausgabe).
"Unsere integrierte Arbeitsweise macht uns auch effizienter. 2,7
Milliarden Euro hat das schon gebracht." Die Rechnung, dass die
Aufzugsparte einzeln an der Börse möglicherweise mehr Wert sei als
Thyssen-Krupp insgesamt, bezeichnete Hiesinger als lückenhaft.
"Solche Rechnungen klingen gut, sind aber unvollständig", sagte
er. "Denn dabei wird oft vergessen, dass die Pensionen und Schulden
auf der Konzernebene verbucht sind. Insofern helfen uns solche
Gedankenspiele nicht weiter. Unser Ziel ist es, alle Geschäfte von
Thyssen-Krupp kontinuierlich besser zu machen." Dem Vernehmen nach
sieht der Finanzinvestor Cevian, der mit 15 Prozent an Thyssen-Krupp
beteiligt ist, die Verbund-Strategie kritisch.
Für die Stahlsparte von Thyssen-Krupp hält Hiesinger einen
Zusammenschluss mit einem Konkurrenten für möglich. "Die Ergebnisse
zeigen, dass unsere Stahlsparte zu den Besten in Europa gehört. Wir
arbeiten mit Hochdruck daran, dass das auch so bleibt", sagte
Hiesinger der WAZ. "Aber wir sehen die Probleme der gesamten
Stahlindustrie und gehen dabei davon aus, dass es irgendwann zu
Zusammenschlüssen von Stahlherstellern in Europa kommen wird."
Hiesinger fügte hinzu: "Niemand kann sagen, wann es soweit sein
wird. Wenn sich Chancen bieten, müssen und werden wir uns daran
beteiligen. Das wollen wir aus einer Position der Stärke tun." Die
Stahlsparte steuert derzeit rund 30 Prozent des Umsatzes von
Thyssen-Krupp bei, 70 Prozent entfallen auf das Technologie- und
Industriegütergeschäft.
Hiesinger sieht trotz einiger Fortschritte noch erheblichen
Verbesserungsbedarf in dem Essener Traditionskonzern mit seinen
weltweit rund 155.000 Beschäftigten. "Von unserem eigenen Anspruch
sind wir noch ein gutes Stück entfernt", sagte Hiesinger der WAZ. "Im
Vergleich mit unseren Wettbewerbern gehören wir in vielen Bereichen
noch nicht zu den Besten."
Trotz der Anspannung bei Thyssen-Krupp in den vergangenen Jahren
sei eine Atempause nicht möglich. Der Konzern müsse sich auf
konjunkturellen Gegenwind einstellen - zum Beispiel in wichtigen
Auslandsmärkten wie China und Brasilien.
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