(ots) - Der berührende Auftritt der jungen Palästinenserin
Reem hat die Diskussion um das Bleiberecht für Flüchtlinge belebt.
Ein Mädchen, das so gut deutsch spricht, integrationswillig ist und
dennoch vielleicht abgeschoben werden soll? Da werden selbst
Unionspolitiker nachdenklich und fordern wie CDU-Vize Armin Laschet
einen "Perspektivwechsel". Der ist überfällig, sicherlich.
Andererseits bekommt die Debatte eine Schlagseite, die befremdlich
ist. Wenn die Arbeitsagentur eine "Blue Card" für qualifizierte
Flüchtlinge fordert, heißt das nichts anderes, als eine
Unterscheidung zwischen "guten" und "schlechten" Flüchtlingen
vorzunehmen. Gut sind diejenigen, die wertvolles Humankapital sind
und der Wirtschaft dienlich sein können, schlecht diejenigen, die
vorrangig Kostenfaktoren sind. Das ist eine kalte neoliberale
Denkweise, die nahezu alles dem Diktat der Ökonomie unterordnet,
Bildung, Ausgestaltung der Sozialsysteme und jetzt die
Flüchtlingspolitik.
Ein "Perspektivwechsel" muss anders aussehen. Flüchtlinge sollten
generell als eine Chance für das Land betrachtet und entsprechend
willkommen geheißen werden, egal wie qualifiziert sie sind. Warum
sollte ein Arzt oder ein Ingenieur so bedeutend mehr zum
Allgemeinwohl beitragen können als ein Schlosser, ein Landwirt oder
ein Künstler? Wenn eine Gesellschaft Menschen nicht ausgrenzt und
ihnen das Leben schwer macht, sondern sie aufnimmt, unterstützt und
fördert, ihnen Bildungs- und Arbeitsmöglichkeiten eröffnet, dann
steigt die Integrationsbereitschaft automatisch.
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