PresseKat - Dr. Müller von der OC Erlangen: Das wichtigste ist immer zunächst eine korrekte Diagnose zu erhebe

Dr. Müller von der OC Erlangen: Das wichtigste ist immer zunächst eine korrekte Diagnose zu erheben

ID: 1146556

Kaum ein Tag vergeht, an denen nicht wieder ein Spitzensportler ins Krankenlager wechselt. Besonders betroffen in diesem Jahr: Deutschlands Fußball-Nationalspieler. Ob Bastian Schweinsteiger, Sami Khedira, Mats Hummels oder Julian Draxler – die frisch gekürten Weltmeister scheinen in diesem Herbst die Seuche zu haben. Zufall oder nicht – Fragen an Dr. Lutz Müller, der sich in der Orthopädie Chirurgie Erlangen-Ebermannstadt auf Sportverletzungen spezialisiert hat.

(firmenpresse) - Herr Dr. Müller, überrascht Sie die Häufung der Verletzungen unserer Nationalspieler?

Bereits im Rahmen einer normalen Bundesliga Saison gehen die Spieler bis an Ihre Belastungsgrenzen, viele unserer Nationalspieler hatten weitere Belastungen durch die Pokal- und Championsleague Spiele. Kleinere Verletzungen werden dabei meist nicht auskuriert und ziehen sich so durch die ganze Saison. Die Zusatzbelastung durch die WM war für die zu diesem Zeitpunkt gesunden Spieler kaum ein Problem, für einige der angeschlagenen Spieler einfach zu viel. Entsprechend fielen Sie zu Beginn der Bundesliga Rückrunde aus.

Sie hatten in einem Interview vor der WM Sami Khedira geraten nicht zu spielen, da das Risiko einer erneuten Kreuzbandverletzung hoch sei.

Richtig. Ich bin natürlich froh, dass er dabei war und hätte auch absolut nicht erwartet, dass er schon wieder so gut spielen würde, er hat sich wirklich für die WM und die Mannschaft geopfert und zum Glück ist das Kreuzband ja auch nicht wieder gerissen. Leider hat sein Körper diese unglaublich schnelle Rückkehr zum Wettkampfsport, gerade mal 6 Monate nach der Kreuzband OP, nur für eine Handvoll Spiele mitgemacht. Seit dem Halbfinale ist er praktisch nicht wieder richtig auf die Beine gekommen und spielt derzeit fürs B-Team in Madrid. Toll für Deutschland, dass er dabei war, schlecht für Madrid die sein Gehalt bezahlen. Eine drei Monate längere Aufbauphase ohne WM und er wäre jetzt bestimmt schon längst wieder Stammspieler in Madrid.
Frage

Stichwort Folgeverletzung. Was ist das genau?

Der Körper gleicht die Schwachstellen einer Verletzung aus, z.B. muskulöse Verlagerungen. Ein geschwächtes Knie belastet beispielsweise die Hüfte, ein gezerrter Muskel fordert das Gewebe in der Umgebung über Gebühr und nicht selten erleben wir dann dort die nächste Verletzung. Im Übrigen ist das kein Phänomen von Spitzensportlern, sondern auch ein Problem vieler Otto-Normal-Patienten, die nach einer Verletzung zu schnell zu viel wollen und nicht ausreichend medizinisch begleitet werden.





Nehmen wir Bastian Schweinsteiger. Er war in den Monaten vor der WM schon nicht bei 100%, plagte sich dann durch das Turnier und verpasst jetzt die gesamte Vorrunde.

Aus medizinischer Sicht hätte er natürlich zuhause bleiben müssen, seine Sprunggelenksverletzungen waren kaum auskuriert und wahrscheinlich hatte ihm die Patellasehne bereits vor der WM Probleme bereitet. Nach der WM ging dann entsprechend nichts mehr.
Aber was wäre die WM ohne Schweini gewesen? Wir wären sicherlich nicht Weltmeister geworden und meine Kinder würden nicht bei jedem Tor, das sie auf dem Bolzplatz schießen, "Schweini" schreien und wenn Sie einen Gegenspieler austricksen heißt das seit der WM ich hab Dich "ausgeschweinit"; gar nicht so einfach für einen Vater der aus Bremen kommt. Seine Leistung war einfach überragend, er ist der "Oberheld" unserer WM-Helden geworden und der FC Bayern München konnte problemlos in der Hinrunde auf ihn verzichten. In diesem Ausnahmefall hat sich der Einsatz weit über das medizinisch sinnvolle und über die Schmerzgrenze hinaus natürlich gelohnt, so ist das manchmal im Spitzensport, sicherlich nicht zum Nachmachen gedacht!

Was genau ist ein Patellaspitzensyndrom, an dem Bastian Schweinsteiger zuletzt laborierte und wie sollte die Behandlung aussehen.

Bei einem Fussballspieler wirken extreme Kräfte auf das Kniegelenk. Durch Überlastung kann es zu chronischen Schmerzen am unteren Pol der Kniescheibe, der Patellaspitze kommen. So entsteht eine chronische, schmerzhafte, degenerative Überlastungserkrankung des Sehnen – Knochen Übergangs an der unteren Kniescheibenspitze. Wie bei allen chronisch gereizten Sehnen oder Bändern gibt es nur eine einzige wirklich effektive Therapie: Regeneration! Der Körper braucht Zeit, der Sportler Geduld. Beides ist natürlich im Profisport nicht vorhanden, aber die lange Regenerationsphase von Herrn Schweinsteiger hat gezeigt, dass es anders nicht geht, auch nicht beim optimal durchtrainierten Sportler mit ganztägiger krankengymnastischer Betreuung und Kälberblutserumspritzen vom Ärtzeteam. Die eigentliche Regeneration des entzündeten Gewebes muss leider der Körper immer noch selbst erledigen, das Drumherum ist oft viel Hüttenzauber und Beschäftigungstherapie für den Spieler.

Was empfehlen Sie dem Leistungssportler nach einer Verletzung oder bei chronisch überlastetem Gewebe?

Das wichtigste ist immer zunächst eine korrekte Diagnose zu erheben und diese dem Sportler verständlich zu erklären. In Ausnahmefällen sind operative Maßnahmen erforderlich (z.B. Kreuzbandruptur, Meniskusriss, ggf. bei einem Knochenbruch), mit oder ohne Operation ist immer viel Zeit und Geduld erforderlich und eine ausreichend lange Regenerationszeit für das geschädigte oder gereizte Gewebe. Entzündungshemmende Medikamente sollten nur im wirklich schmerzhaften akuten Stadium eingenommen werden, da Sie den Krankheitsverlauf nicht verkürzen können. Die schmerzunterdrückende Wirkung der Medikamente führt dazu, dass der Sportler insbesondere in der Aufbauphase keine Rückmeldung von seinem Gewebe bekommt, wann seine Schmerzgrenze erreicht ist, und er entsprechend die Belastung nicht weiter steigern darf.
Ziel der Krankengymnastik sollte insbesondere der Erhalt der Beweglichkeit der betroffenen Gelenke sein. Es gibt natürlich keinen Beweis dafür, dass Tapeverbände und Kalbsserumspritzen helfen, aber der Glaube kann ja bekanntlich manchmal Berge versetzen.

Vielen Dank für das Gespräch.

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Bereitgestellt von Benutzer: bachmann
Datum: 10.12.2014 - 10:42 Uhr
Sprache: Deutsch
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Kategorie:

Gesundheitswesen - Medizin


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