PresseKat - Das Migräneleiden von Richard Wagner aufgeklärt

Das Migräneleiden von Richard Wagner aufgeklärt

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Neue Forschungsergebnisse dokumentieren erstmals das komplexe Kopfschmerzbild | Richard Wagner litt an schwerer Migräne mit neurologischen Begleitstörungen | Hauptplage seines Lebens

(firmenpresse) - Neue Forschungsergebnisse dokumentieren erstmals das komplexe Kopfschmerzbild | Richard Wagner litt an schwerer Migräne mit neurologischen Begleitstörungen | Hauptplage seines Lebens
Kiel/London/Phoenix 28.03.2014. Der Komponist Richard Wagner litt über viele Jahre seines Lebens an einer schweren Migräne ohne und mit Aura. Das komplexe Kopfschmerzbild wird erstmals detailliert durch neue Forschungsergebnisse dokumentiert. Kopfschmerzforscher der Schmerzklinik Kiel um Prof. Hartmut Göbel analysierten die vielfältigen Beschreibungen von Richard Wagner zu seinen Kopfschmerzsymptomen in seinen umfangreichen Schriften und persönlichen Briefen. Zusätzlich analysierten sie die kompletten Tagebuchaufzeichnungen seiner zweiten Ehefrau Cosima Wagner. Die Studie beschreibt erstmals eine detaillierte Analyse des klinischen Erscheinungsbildes der Kopfschmerzen und der neurologischen Begleitsymptome. Richard Wagner selbst bezeichnete sein komplexes Kopfschmerzleiden als die Hauptplage seines Lebens. Die heute im internationalen Fachblatt „Cephalalgia“ der internationalen Kopfschmerzgesellschaft erschienene Studie macht erstmalig eine präzise Analyse von Originalquellen zu der schweren chronischen Migräne von Richard Wagner zugänglich.
In einer kürzlich publizierten Studie beschrieben die Kieler Schmerzforscher am Beispiel der Oper Siegfried aus der Tetralogie Der Ring des Nibelungen, wie Richard Wagner sein Migräneleiden und neurologischen Begleitsymptome in seine Kompositionen eingearbeitet hat. Diese führte die Wissenschaftler zur aktuellen Analyse, in der sie nun erstmalig die Originalbeschreibungen des exakten Kopfschmerzbildes, der neurologischen Symptome sowie der Auswirkungen der Erkrankung auf das Leben und die Arbeit von Richard Wagner dokumentieren. Die umfangreichen Auswertungen belegen, dass das Kopfschmerzleiden von Richard Wagner die heutigen diagnostischen Kriterien der Migräne ohne Aura und der Migräne mit Aura in allen Einzelheiten erfüllt. Richard Wagner selbst nutzte für die Beschreibung seiner Kopfschmerzen die Begriffe „nervöse Kopfschmerzen“ oder „ängstliche Kopfschmerzen“. Die Häufigkeit und die Detailliertheit der Beschreibung der Kopfschmerzsymptome sowohl in den Lebenserinnerungen, den Schriften und den Briefen von Richard Wagner, als auch in den Tagebuchaufzeichnungen von Cosima Wagner ist überraschend umfangreich. Die Kopfschmerzen und die neurologischen Störungen bewirkten für Richard Wagner über Jahrzehnte eine schwerwiegende gesundheitliche Beeinträchtigung und stellten ein zentrales Gesundheitsproblem für ihn und seine Familie dar. Die Fertigstellung der Tetralogie Der Ring des Nibelungen verzögerte sich dadurch um viele Jahre. Die erste Dokumentation des schweren Kopfschmerzleidens von Richard Wagner findet sich in seinem 28. Lebensjahr, die letzten im Alter von 67 Jahren. Einen besonders ausgeprägten Leidensdruck durch die Kopfschmerzen wird zwischen seinem 30. und 51. Lebensjahr deutlich. Das Erscheinungsbild der Migräneanfälle von Richard Wagner war durch tagelange Kopfschmerzattacken von schwerster Intensität gekennzeichnet. Körperliche Tätigkeit verstärkte die Schmerzen. Richard Wagner musste häufig Bettruhe einhalten. Zusätzlich litt er unter schwerer Übelkeit, Erbrechen sowie Lärm- und Lichtüberempfindlichkeit. Das Kopfschmerzleiden erfüllt komplett die aktuellen Kriterien der internationalen Kopfschmerzgesellschaft für Migräne. Zusätzlich klagte Richard Wagner immer wieder über Sehstörungen in Form von Augenflimmern mit Zickzackmustern und Gesichtsfeldausfällen, sog. Migräne-Auren. Besonders schwer war er durch neuropsychologische Symptome in seiner Schaffenskraft behindert, die ebenfalls im Rahmen von Migräneauren auftraten.





Seine zweite Ehefrau Cosima beschrieb in ihren Tagesbuchaufzeichnungen vom 1. Januar 1869 bis 12. Februar 1883 das immer wieder durch Kopfschmerzen schwer belastete Familienleben der Wagners. Sie dokumentierte zahlreiche Kopfschmerzanfälle von Richard, den gemeinsamen Kindern und auch von sich selbst. Ihre Beschreibungen zum Kopfschmerzbild von Richard Wagner stimmen mit dessen eigenen Aufzeichnungen präzise überein. Ausgeprägte Arbeitsbelastung, Stress, Gerüche, Tabakrauch und Alkohol beschreibt sie als Kopfschmerzauslöser. Cosima dokumentiert auch detailliert ihr eigenes Migräneleiden, das sie zu tagelanger Bettruhe und Rückzug aus dem Familienleben zwang. Auch einen schwerwiegenden Ehekonflikt zwischen Cosima und Richard aufgrund der Migräne mit tiefgreifenden emotionalen Auswirkungen skizziert sie facettenreich.

Die Kieler Kopfschmerzforscher erörtern Richard Wagners Kopfschmerzerkrankung auch auf dem Hintergrund aktueller wissenschaftlicher Befunde. Chronische Migräne und besonders die Migräne mit Aura führen zu einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und Herzinfarkt. Die kardiovaskuläre Sterblichkeit kann erhöht werden. Aktuelle Studien haben zwölf Risikogene für die Migräne aufgedeckt, die auch ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkt bedingen können. Richard Wagner litt unter schweren Durchblutungsstörungen des Herzmuskels. Er verstarb am 13. Februar 1873 im Alter von 70 Jahren in Venedig an einem Herzinfarkt. Eine zeitgemäße Migränetherapie nach heutigen Standards hätte ihm möglicherweise eine längere Lebensspanne und noch mehr kreative Möglichkeiten eröffnen können. Auch das familiäre und soziale Leben der Familie Wagner wäre bei effektiver zeitgemäßer Behandlung weniger durch die schwere chronische Migräneerkrankung belastet gewesen. Trotz eindeutiger Symptome wurde Richard Wagner zeitlebens keine zutreffende Diagnose und keine effektive Migränetherapie eröffnet. Er unterzog sich sehr häufig langwierigen Diäten und Wasserkuren, ohne dass eine Linderung eingetreten wäre. Richard Wagner trug ständig eine Kopfbedeckung, auch in geschlossenen Räumen. Es war dies die einzige ihn bekannte vorbeugende Therapie. Die Bedeutung der chronischen Migräne für die schwere Beeinträchtigung des individuellen, familiären und sozialen Lebens, die Kultur und die Gesellschaft wird durch die genauen Beschreibungen der Migräne von Richard Wagner eingehend vor Augen geführt.

Quellen:
Link zum Abstrakt in Cephalalgia (Erscheinungsdatum 28.3.2014):
http://cep.sagepub.com/content/early/2014/03/24/0333102414527645.abstract
Göbel A, Göbel CH, Göbel H. Phenotype of migraine headache and migraine aura of Richard Wagner. Published online before print March 28, 2014, doi: 10.1177/0333102414527645 Cephalalgia March 28, 2014 0333102414527645

Foto:
Büste von Richard-Wagner im Richard-Wagner-Museum auf Tribschen in Luzern, Schweiz (Foto: Anna Göbel)
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Die Schmerzklinik Kiel wurde als wissenschaftliches Modellprojekt 1997 gegründet und beschritt mit dem Beginn der Patientenversorgung neue Wege in der Schmerztherapie.
Der Behandlungsschwerpunkt zielt auf chronische neurologische Schmerzerkrankungen, insbesondere Migräne- und Kopfschmerzerkrankungen, Schmerzerkrankungen der Muskulatur und des Bewegungsapparates, Schmerzen bei Erkrankungen des peripheren und zentralen Nervensystems und Schmerzen bei Unfallschäden und bei Nervenverletzungen.
Ziel unserer Klinik ist es, das gesamte Wissen, das international für die Versorgung von chronischen Schmerzen verfügbar ist, unmittelbar den Patienten zukommen zu lassen und dabei hochspezialisiert die Belange von Menschen mit chronischen Schmerzen zu berücksichtigen. Daneben gilt unsere Aufmerksamkeit der Erforschung von neurologischen Schmerzerkrankungen, Migräne und anderen Kopfschmerzen, um die zukünftige Behandlung weiter zu verbessern
Die Konzeption der Schmerzklinik Kiel hat moderne Entwicklungen in der Medizin vorausgenommen, insbesondere die integrierte Versorgung. Integrierte Versorgung bedeutet, dass die Behandlung nicht durch Fachgrenzen eingeschränkt wird. Auch die Abschottung von ambulanten und stationären Versorgungsbereichen wird aufgehoben. Experten der verschiedenen medizinischen Fachgebiete wirken zusammen, um die Patienten mit zeitgemäßen wissenschaftlichen Methoden Hand in Hand zu behandeln. Die ambulante und stationäre Behandlung ist eng aufeinander abgestimmt.
Mit der Umsetzung des Konzeptes bietet die Schmerzklinik Kiel eine speziell auf Patienten mit chronischen Schmerzen ausgerichtete koordinierte ambulante und stationäre neurologisch-verhaltensmedizinische Behandlung an.



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Datum: 04.04.2014 - 13:51 Uhr
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