(ots) - Die Berliner Ökonomin Christa Luft hat die
Privatisierungspolitik in Ostdeutschland durch die vor 25 Jahren
gegründete Treuhandanstalt als die "bis heute größte Vernichtung von
Produktivvermögen in Friedenszeiten" bezeichnet. Der ostdeutsche
Binnenmarkt und die Exportmärkte wurden "absichtlich der wartenden
Konkurrenz preisgegeben", sagte die frühere Wirtschaftsministerin der
Modrow-Regierung im Interview mit der Tageszeitung "neues
deutschland" (Samstagsausgabe). Es sei eine "Legende", dass diese im
Gefolge der Währungsunion einfach wegbrachen.
Die langjährige PDS-Bundestagsabgeordnete warf den damals
politisch Verantwortlichen im Bundesfinanzministerium vor, sie hätten
jegliches volkswirtschaftliches Denken vermissen lassen. Statt
industrielle Kerne zu erhalten, habe man gedacht, es werde hohe
Einnahmen geben, wenn alles "schnell verscherbelt" wird. "Doch wenn
man zum gleichen Zeitpunkt so viele Unternehmen auf den Markt wirft
und sie dann auch noch schlechtredet, übersteigt das die Nachfrage
und die Erlöse sind äußerst gering", erklärte Luft.
Die Folgen der Treuhandprivatisierung seien bis heute zu spüren -
durch Verödung in vielen Landstrichen Ostdeutschlands. Die
Wirtschaftswissenschaftlerin fordert daher deutlich mehr
Investitionen in strukturschwachen Regionen: "Ein zivilisiertes Land
kann es sich nicht leisten, noch mehr Gebiete zu haben wie heute
schon in der Prignitz oder in Vorpommern, wo die Bevölkerung
abwandert, wo alte Menschen abgeschnitten sind von der Versorgung mit
den Dingen des täglichen Lebens."
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