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Mittelbayerische Zeitung: Kommentar von Christian Kucznierz zum Hungerstreik der Asylbewerber in München

ID: 900703

(ots) - Der Staat hat durchgegriffen und das Camp der
Asylbewerber in der Münchner Innenstadt räumen lassen. Was hätte er
sonst tun können? Die Hunger- und Durststreikenden sterben lassen?
Sicher nicht. Oder aber sich erpressen lassen und deren Forderungen
nachgeben? Auch das kann keine Option sein, alleine schon in Hinblick
auf andere Flüchtlinge, die ebenfalls lange und verzweifelt auf die
Anerkennung ihrer Asylanträge hoffen und warten. Das alles heißt aber
nicht, dass das, was in München geschah, richtig war. Ganz im
Gegenteil. Nichts ist richtig, wenn eine Gruppe von Menschen, deren
Verzweiflung sie ohnehin schon einmal zwang, die Heimat zu verlassen,
keinen anderen Ausweg sieht, als ihr Leben einzusetzen, um auf ihre
Lage aufmerksam zu machen - wenn sie bereit sind, mitten in der
reichsten Stadt Deutschlands zu verhungern und zu verdursten. Sicher:
Es wird zu klären sein, welche Rolle der Anführer der Gruppe spielte.
Aber fest steht, dass die Aktion auf ein Grundproblem aufmerksam
gemacht hat. Wer, wie die bayerische Sozialministerin, andere
Behörden in der Pflicht sieht, wer sich, wie das Bundesamt für
Migration und Flüchtlinge, auf die Rechtslage beruft, handelt ebenso
bürokratisch korrekt, wie technokratisch herzlos. Er übersieht, dass
niemand freiwillig sein Zuhause, seine Familie, sein Leben
zurücklässt. Dass er auf der Flucht oft sein Leben riskiert. Niemand
sagt freiwillig, nachdem er am Ziel angekommen ist, dass er lieber
stirbt, als so weiterzuleben wie bisher. Ja, Europa hat seine eigenen
Probleme. Innerhalb der EU gibt es genügend Armut und Verzweiflung,
mit der die Gemeinschaft fertig werden muss. Ein Blick auf die
Jugendarbeitslosigkeit in Südeuropa genügt. Aber das heißt nicht,
dass Europa seine Augen verschließen kann vor der Tatsache, dass wir
eine Insel der Glückseligen sind, dass um den Kontinent herum Krieg,




Armut und Krankheit Menschen zwingen, ihre Heimat zu verlassen - und
dass Europa ihr Ziel ist. In den Köpfen zu vieler Menschen ist der
Flüchtling immer noch der Sozialschmarotzer, der aus Bequemlichkeit
ein neues Leben sucht - und die politische Diskussion über das Thema
trägt wenig dazu bei, dieses Bild zu revidieren. Gefragt ist ein
Umdenken im Umgang mit Menschen, die Leid, Not und Verzweiflung zu
uns getrieben haben. Sonst gibt es einen weiteren Verlierer: Europa
und mit ihm die Ideen von Freiheit und Menschenrechten. Das Bild von
der "Festung Europa" zeigt, das wir schon auf der Straße der
Verlierer angekommen sind.



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Datum: 30.06.2013 - 20:20 Uhr
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