(ots) - Der Kandidat ist zum Glück lernfähig. Hatte Peer
Steinbrück zunächst den Eindruck erweckt, dass Fragen nach seiner
Vortragstätigkeit in Richtung Majestätsbeleidigung tendieren, ist er
nun nach vorne geprescht. Der Exfinanzminister hat alle seine
Nebeneinkünfte auf Euro und Cent veröffentlicht. Hinsichtlich der
Transparenz von Abgeordneten hat er damit eine Vorbildfunktion
eingenommen. Union und FDP verhielten sich gestern auffällig ruhig.
Die Klügeren in der Koalition haben längst begriffen, dass sich
Steinbrücks Transparenzoffensive als Bumerang erweisen könnte. Denn
die meisten Nebenverdiener kommen immer noch aus den Reihen von
Schwarz-Gelb. Ihnen steht aber nicht der Sinn nach rückhaltloser
Offenheit. Man ahnt bereits, dass die Beichte des Kandidaten vor
allem in der SPD Stirnrunzeln hervorruft. Ein Millionär als
Kanzlerkandidat? Kann das gutgehen? Ja, es kann, und die SPD wäre gut
beraten, das Thema schnell abzuhaken und sich über das Konto ihrer
Nummer eins keine Gedanken mehr zu machen. Man muss nicht unbedingt
verstehen, warum die Stadtwerke Bochum das Spitzenhonorar von 25.000
Euro hingeblättert haben, um Peer Steinbrück einen Abend lang reden
zu hören. Aber es belegt, dass der Kandidat über eine seltene Gabe
verfügt: Er kann die Welt und vor allem die Krise erklären. Und zwar
so tiefgründig, dass Leute bereit sind, dafür Geld zu bezahlen. Das
ist nicht unwichtig, denn die jetzige Regierungschefin ist
erklärungsarm, und die schwarz-gelbe Koalition wurschtelt sich lieber
durch, als Diskurse anzustoßen. Ein Trost für die Skeptiker: Die
meisten Vorträge hat Steinbrück unentgeltlich gehalten. Und wenn es
ihm nur ums Geld ginge, würde er bestimmt nicht Bundeskanzler werden
wollen. Das ist ein im Vergleich zur freien Wirtschaft absolut
miserabel bezahlter Chefposten.
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