(ots) - Zu viele Verlierer
Sitzenzubleiben, die Schule wegen schlechter Noten verlassen zu
müssen, "abgeschult" zu werden, wie es im Behördendeutsch heißt: Für
jeden Schüler ist das ein Albtraum, aus dem es kein schnelles
Erwachen gibt. Diese Demütigung nagt am Selbstbewusstsein, verstärkt
Unsicherheit und Zweifel, wirkt als Motivationskiller. Dass in
deutschen Schulen mehr Abstieg als Aufstieg produziert wird, ist
keineswegs neu. Nur durfte man nach den Reformbemühungen der
vergangenen Jahre hoffen, es könnte sich daran etwas ändern. Die neue
Studie zeigt: Der Schulalltag bringt weiterhin zu viele Verlierer
hervor. Umso wichtiger, aus den Daten keinen falschen Schlüsse zu
ziehen. Dass Bayern als einziges Bundesland mehr Aufstieg als Abstieg
vorweist, liegt einzig daran, dass die Kinder nach der Grundschule
besonders niedrig eingestuft werden und bald darauf in die
nächsthöhere Schulart wechseln. Ein Ausweis guter Bildungspolitik ist
das nicht. In vielen Ländern Europas hat man das Sitzenbleiben und
Herabstufen längst abgeschafft. Im Musterland Finnland gilt es gar
als Versagen des Lehrers, wenn ein Kind den Anschluss verliert.
Verhindern lässt sich Misserfolg mit starker individueller Förderung,
die Baden-Württembergs Kultusministerin für die Gemeinschaftsschule
forciert. Nur wenn das kein leeres Versprechen bleibt, wird sich
Warminski-Leitheußer eines echten Fortschritts rühmen können.
Pressekontakt:
Südwest Presse
Lothar Tolks
Telefon: 0731/156218