(ots) - Die Meldungen sind alarmierend: Tausende Kinder in
Berlin und in weiteren ostdeutschen Bundesländern sind an einem
Magen-Darm-Infekt erkrankt. Die Ursache ich noch unklar.
Möglicherweise war das Schulessen einer Cateringfirma verseucht.
Vielleicht aber auch nicht. Der Virus greift aber offenbar weiter um
sich. Nun melden sich auch Familienangehörige mit den Symptomen bei
Ärzten und Gesundheitsbehörden. Vieles in dem neuen Fall erinnert an
die Ehec-Epidemie vor einem Jahr. Bisher kam es bei dem neuen Erreger
glücklicherweise nur in ganz wenigen Fällen zu einem so gefährlichen
Krankheitsverlauf, dass die Kinder ins Krankenhaus mussten. Aber auch
bei dieser Epidemie wird einmal mehr offensichtlich, dass die
Behörden und Schulen auf solche Ereignisse nicht vorbereitet sind. Da
wurden Mädchen und Jungen in Berliner Schulen am Freitag per
Lautsprecher informiert, dass das Mittagessen ausfällt. Andere
Einrichtungen wurden gleich ganz geschlossen. Eltern und Schüler
blieben aber im Unklaren, ob es eine Gefahr gibt und wie groß sie
ist. Da gibt es eine Gesundheitsstaatssekretärin, die zwar schnell zu
einer Pressekonferenz lädt. Aber am Ende bleibt nur der Appell,
selbst Brote mit zur Schule oder jetzt in den Ferienhort mitzugeben
und die Hygieneregeln zu beachten. Und wer krank wird, soll sich
bitte melden, damit Statistiken geführt werden können. Das ist zwar
wichtig, um den Verlauf von Epidemien richtig einschätzen zu können.
Aber die verunsicherten Eltern, Lehrer und Schüler wollen Aufklärung.
Das Problem bei solchen Alarmlagen ist ein strukturelles: Es sind zu
viele Behörden involviert. Die Senatsverwaltung für Verbraucherschutz
kümmert sich um die Lebensmittelhygiene. Die Senatsverwaltung für
Gesundheit ist für die Kindergesundheit zuständig - und die
Schulverwaltung für die Schulen insgesamt. Am Sonnabend kümmerten
sich diese drei Senatsverwaltungen um die Öffentlichkeitsarbeit. Dann
gibt es auch noch die bezirklichen Gesundheitsämter, an die sich die
Schulleiter wenden sollen, wenn bei ihnen viele Kinder krank sind.
Dazu kommen noch andere betroffene Bundesländer, die wiederum andere
Landesbehörden informieren sollen. Schließlich analysiert das
Robert-Koch-Institut, woran es liegen könnte, und informiert dann
wieder die Landesbehörden. Im aktuellen Fall wurde jetzt auch noch
eine Taskforce der Bundesländer eingerichtet. Am Sonnabend hieß es,
dass es keinen Grund zur Panik geben müsse, weil die
Krankheitsverläufe verhältnismäßig milde sind. Man mag sich gar nicht
vorstellen, was in einem Ernstfall geschähe. Der beste Weg, Panik und
einen Ansturm auf Arztpraxen und Rettungsstationen zu vermeiden, ist
eine zügige Aufklärung. Das beginnt in den Schulen, wo Schulleiter
den Eltern und Schülern den Grund ihres Handelns schnell mitteilen
sollten. Und es setzt sich fort beim Senat, wo die Strukturen
gebündelt werden sollten, um so schneller und effizienter handeln und
informieren zu können.
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