(ots) - So zynisch es klingt: Sterben wird in Deutschland
zum Luxus. Weil das normale Grab für viele Angehörige längst
unbezahlbar geworden ist, geht der Trend zu billigeren
Feuerbestattungen und anonymen Reihengräbern. Oft führt die letzte
Fahrt auch zu einem Krematorium in Holland.
Es ist nicht lange her, da fand sich auf einigen Friedhöfen keine
einzige freie Grabstätte. Heute bleiben Flächen immer häufiger leer.
Zuerst hatten die Krankenkassen das Sterbegeld gestrichen, dann haben
klamme Kommunen ihre Gebühren teils verdreifacht. Und weil
Hinterbliebene oft in der Ferne wohnen oder ihnen die Zeit zur
Grabpflege fehlt, verfällt die tradierte Friedhofskultur.
Der Befund ist schmerzlich, weil er ein weiteres Indiz für die
Individualisierung der Gesellschaft beinhaltet: Nicht nur das Leben,
auch das Sterben wird anonymer.
Der Griff der Gemeinden in die Taschen der Trauernden ist
fragwürdig. Die Kommunen begründen die steigenden Gebühren mit dem
enormen Kostendruck. Das ist nicht von der Hand zu weisen. Zu
bedenken aber bleibt, dass die Gemeinden ein Stück Identität
verlieren, wenn Angehörige ihre Verstorbenen in billigeren
Nachbarorten beerdigen.
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