(ots) - Sich über die Fehler anderer Leute zu ereifern, ist
sowieso das Schönste, was es gibt. Meist geht es dabei um Dinge, die
man selbst gar nicht besser könnte: einen Gesetzentwurf juristisch
wasserdicht zu formulieren zum Beispiel, eine frühe Führung über zwei
Halbzeiten zu retten oder einen Eurocity auf die Minute pünktlich von
Chur nach Altona zu bringen.
Jeder dritte Fernzug erreicht sein Ziel mit mehr als sechs Minuten
Verspätung, hat die Stiftung Warentest ermittelt. Gewiss, das ist
frustrierend für jeden, der vom Anschlusszug dann nur noch die
Rücklichter sieht. Er hat das Recht zu fluchen. Aber sind zwei
Drittel pünktliche Züge wirklich so ein schlechter Befund, dass jetzt
ganz Deutschland wieder den Kopf schütteln müsste?
Pünktlichkeit ist ein wichtiger Qualitätsmaßstab, und er ist für
jedermann überprüfbar - daher ja die Lästerei. Aber wir sollten nicht
den Fehler machen, die Qualität der Bahn nur mit der Stoppuhr zu
messen. Wir wollen schließlich auch eine bezahlbare und weiß Gott
eine sichere Bahn. Außerdem eine, die oft fährt. Ein voller Fahrplan
mit engen Takten birgt natürlich Risiken für die Pünktlichkeit. Soll
man ihn ausdünnen?
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