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Der türkische Ministerpräsident Erdogan im RTL-Exklusiv-Interview: Erst die Muttersprache, dann die Zweitsprache

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(ots) - Der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan
hat in einem RTL-Exklusiv-Interview am Montag das fortbestehende
Angebot Deutschlands und der EU zu einer privilegierten Partnerschaft
mit der Türkei abgelehnt. Er sei sehr traurig darüber, dass besonders
die deutsche und die französische Regierung dies immer wieder zur
Sprache bringen würden. Seit 1959 warte die Türkei an der Tür der
Europäischen Union. Das Land sei heute in der Lage, viele der in den
EU-Beitrittsverhandlungen geforderten Kapitel zu erfüllen. "Aber das
wird leider verhindert.". U.a. würden Südzypern und Frankreich
Kapitel blockieren, die der Türkei den Weg versperren. Erdogan laut
Dolmetscher wörtlich: "Wenn ihr die Türkei nicht in die Europäische
Union aufnehmen möchtet, dann sagt es doch klar und offen. Dann sind
wir beruhigt, dann sind Sie beruhigt. Wir müssen doch einander nicht
weitere Leiden zufügen. Wir müssen ehrlich zueinander sein."

Die Kritik aus Deutschland, dass das Christentum als
Minderheitenreligion in der Türkei nicht ausreichend anerkannt werde,
würde ihn immer wieder traurig stimmen, so Erdogan weiter. "In meinem
Land werden Angehörige anderer Parteien auf keinen Fall
diskriminiert." Wenn Christen, Juden oder andere Religionen dies
wünschten, könnten sie heute in den türkischen Städten gemäß den
Bebauungsplänen Gotteshäuser errichten. Der Vorwurf der
Diskriminierung sei deshalb "üble Nachrede".

Zu der anhaltenden Integrationsdebatte in Deutschland und seiner
schon vor Jahren geäußerten Warnung vor einer Assimilation der in
Deutschland lebenden Türken sagte Erdogan gegenüber RTL, Integration
und Assimilation seien technische Begriffe. "Die Menschen aus meinem
Land müssen sich in die deutsche Gesellschaft integrieren, das ist
ein Muss. Diese Menschen dürfen die deutsche Gesellschaft nicht




beunruhigen und deswegen müssen sie Empfindlichkeiten der deutschen
Gesellschaft sehr gut und schnell wahrnehmen." Sie müssten sich an
die deutschen Gesetze halten und nach den deutschen Regeln leben."
Allerdings besage die universale Erklärung der Menschenrechte, dass
man niemanden die Rechte wegnehmen kann, die er von Geburt an
besitzt. So, wie die Türkei Sprache, Religion, Kultur usw. der in der
Türkei lebenden deutschen Staatsbürger respektieren und diese Rechte
auch garantieren müsse, so stehe Deutschland umgekehrt in der
gleichen Verpflichtung.

"Ich sage unseren Bürgern folgendes: Ihr müsst gut Deutsch lernen.
Für die Spracherziehung gilt, dass jemand, der seine eigene Sprache
sehr gut beherrscht, eine zweite Sprache sehr gut lernen kann. Wer
das aber nicht beherrscht, kann eine zweite Sprache auch nicht
lernen. Deswegen wünschen wir uns in Deutschland folgendes:
Vielleicht haben die Familien nicht die Möglichkeit, ihren Kindern
die türkische Sprache gut beizubringen. Deswegen müssen diese Kinder
die Möglichkeit bekommen, ihre eigene Sprache und auch Deutsch gut zu
lernen. Das ist auch in dem Acquis communautaire der europäischen
Union vorgesehen für die Minderheitenrechte. Aber leider hat
Deutschland in diesem Punkt die notwendige Sensibilität bis jetzt
nicht gezeigt."

Erdogan forderte, dass die türkischen Kinder in Deutschland die
Möglichkeiten haben müssten, Türkisch zu lernen. "Um gut Deutsch
lernen zu können, müssen sie die eigene Sprache auch kennen. Wenn sie
das nicht tun, können sie auch nicht gut Deutsch lernen....Es geht um
die Spracherziehung: Also, erst die Muttersprache, dann die
Zweitsprache, das ist der Weg. Das sage nicht ich, das sagen die
Linguisten."

Im RTL-Interview kritisierte Erdogan, dass Deutschland den Bürgern
der EU-Staaten, nicht aber den in Deutschland lebenden Türken eine
doppelte Staatsbürgerschaft anbiete. An die Adresse aller
Mitgliedsstaaten der Europäischen Union gerichtet, monierte Erdogan
weiter, dass Länder wie Brasilien, Bolivien und Paraguay, die schon
geografisch nichts mit der EU gemein hätten, das Schengen-Visum
bekommen würden. "Warum die Türken nicht? Wir landen immer wieder an
dem gleichen Punkt, nämlich bei der Frage: Ist die Europäische Union
nicht vielleicht doch ein christlicher Club? Oder ist das die Adresse
einer Gemeinschaft der Zivilisationen." Das heutige Bild zeige, dass
die EU ein christlicher Club sei. "Das muss man überwinden."

Das Interview in Hannover, wo Recep Tayyip Erdogan am Abend
zusammen mit Bundeskanzlerin Merkel die Computermesse CeBIT eröffnen
wird, führte RTL-Chefredakteur Peter Kloeppel. Auszüge zeigt der
Nachrichtensender n-tv bereits am Nachmittag ab 14.30 Uhr. Eine
Zusammenfassung der wichtigsten Aussagen des türkischen
Ministerpräsidenten gibt es dann um 18.45 Uhr in den Hauptnachrichten
"RTL Aktuell" sowie um Mitternacht im "RTL Nachtjournal". Auch Online
auf RTL.de und RTLaktuell.de wird das Interview als Video angeboten.

Fotos unter http://kommunikation.rtl.de



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Datum: 28.02.2011 - 15:33 Uhr
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