Modellentwurf in Brandenburg lässt viele Fragen offen
Die Landesärztekammer Brandenburg (LÄKB) hat auf ihrer Kammerversammlung vergangenen Samstag Stellung zum Thema Gemeindeschwester bezogen. Demnach könne die offensichtliche medizinische Unterversorgung in Brandenburg durch deren Einsatz nicht gelöst werden.
(firmenpresse) - „Der Ärztemangel kann mit Einführung von Parallelstrukturen nicht beseitigt werden - genau das ist aber das Hauptproblem in Brandenburg. Die Mediziner hier behandeln die meisten Patienten in der längsten Arbeitszeit für das wenigste Geld. Tun Sie etwas, damit sich das endlich ändert“, appellierte LÄKB-Präsident Dr. Udo Wolter an das brandenburgische Gesundheitsministerium. Er kritisierte, dass im Modellprojekt am Medizinischen Zentrum in Lübbenau sechs Ärzte tätig sind, denen drei Gemeindeschwestern zugeteilt wurden. „Das ist kein unterversorgtes Gebiet. Das Projekt hätte in einer Region durch-
geführt werden müssen, wo ein wirklicher Ärztemangel besteht.“
Den Standpunkt der Ärztekammer machte auch Vorstandsmitglied Dr. Volkmar Skerra in einem Vortrag vor der Kammerversammlung deutlich: „Das Modellprojekt lässt viele wichtige Fragen offen. Welche Anbindung hat dieses an die Praxis? Wer soll die hohe technische Ausstattung mit Laptop und Bildtelefon bezahlen? Und nicht zuletzt: Wer soll das alles finanzieren? Ich denke, hier gibt es unbedingten Klärungsbedarf“, betonte Dr. Skerra.
Mit ihrer Kritik an der Gemeindeschwester erhielt die Kammerversammlung auch Unterstützung durch Dr. Regina Klakow-Franck, die stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der Bundesärztekammer: „Warum muss es ein neues Berufsbild geben, wenn es die Medizinische Fachangestellte schon gibt? Wir müssen aufpassen, dass nicht durch die Hintertür eine neue Versorgungsebene in Konkurrenz zur ärztlichen Versorgung eingeführt wird.“
Hintergrund:
Im Juli 2006 begann das Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Familie (MASGF) das Modellprojekt Gemeindeschwester am Medizinischen Zentrum in Lübbenau. Ziel war es, die am Projekt teilnehmenden Hausärzte von Hausbesuchen zu entlasten. Ende 2006 wurden ein Lenkungs- und Begleitausschuss gegründet. Finanziert wird das Projekt aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds sowie des Landes Brandenburg.
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