PresseKat - Interview: Tieffräsen oder Nematodeneinsatz

Interview: Tieffräsen oder Nematodeneinsatz

ID: 30179

Die Schädlingssituation Frühsommer 07

(firmenpresse) - Ein Interview, geführt von den Gärtnern von Eden mit Wilhelm Kleinesdar, Pflanzenschutzberater der Landwirtschaftskammer NRW in Herford und Herrn Bernhard Schmidt, Verkaufsleiter bei Bruns-Pflanzen-Export im Niedersächsischen Bad Zwischenahn.

Gärtner von Eden: Für den Privatgartenbesitzer heißen die Feinde der Saison Dickmaulrüssler, Wanze & Co. Die Larven leben von organischen Stoffen im Boden und die erwachsenen von oberirdischen Pflanzenteilen. Alles zu Lasten wertvoller Pflanzenbestände. Was passiert gerade und worauf müssen wir uns einstellen?
KLEINESDAR: Die Käfer machen nach dem Schlupf eine Generationsphase durch. Sie ernähren sich von Kiefern und Rhododendren. Den Schaden erkennt man zum Beispiel an den abgefallenen Triebenden der Kiefer. Oder an dem typischen Bogenfrass an Rhododendrenblättern. Beides sind Symptome, die die Käfer an den Pflanzen vor der Eiablage verursachen.

Gärtner von Eden: Ist der Rasen auch gefährdet, wird man auch dieses Jahr Flächen erleben, bei denen man die Decke wegen zerfressener Wurzeln abheben kann?

Schmidt: Das glaube ich kaum. Die meisten Schädlinge haben zwar den milden Winter besser überlebt, als das bei einem knackigen Winter der Fall gewesen wäre. Das hat aber wenig Auswirkungen, denn die Nützlinge sind ebenso gut durch den Winter gekommen und haben dadurch eine stärkere Waffe gegen die Schädlinge. Ich glaube, die Natur sorgt dafür, dass sich das innerhalb der Natur wieder einspielen wird.
KLEINESDAR: Massenbefall ist immer dann ein Thema, wenn der Rasenbereich von künstlichem Licht beschienen ist. Das lockt die Käfer an und deswegen können hier stärkere Schäden entstehen.

Gärtner von Eden: Die Dickmaulrüssler nehmen sich gern die Immergrünen vor. Was kann man als Gartenbesitzer tun?

KLEINESDAR: Wenn man feststellt, dass die Pflanzen absterben, kann man die Pflanze herausnehmen und dann im Wurzelbereich Larven in großer Anzahl sammeln. Das gilt auch für den Rasen. Die Schwierigkeit ist hier, dass oft der Mai- und Junikäfer an den Schäden beteiligt ist und deshalb die Bestimmung der Tiere für den Laien nicht möglich ist.





Schmidt: Gegen den Dickmaulrüssler haben wir gute Mittel. Nematoden sind ab 12 Grad einsetzbar. Die werden in Wasser aufgelöst und über die Gieskanne ausgebracht und besetzen die Dickmaulrüsslerlarven. Das geht so lange, wie sie Larven finden. Und beim Absterben der Larven gehen die Nematoden ein und man ist seine Sorgen los. Da sehe ich dieses Jahr kein Problem im Privatgarten. Ansonsten kann man auch mechanisch eingreifen und tief fräsen.

Gärtner von Eden: Engerlinge Aufsammeln reicht dabei sicherlich nicht, da muss der Fachmann mit der Maschine ran?

KLEINESDAR: Ja, es kommt auf die Menge an. Ich kenne Rasenflächen, die wir mechanisch mit Fräsen und Neueinsaat behandelt haben, in denen wir teilweise 30 Tiere pro qm fanden. Das Einsammeln ist hier unmöglich. Es gibt derzeit auch kaum Möglichkeiten, diesen Schädlingen mit Chemie beizukommen. Da sich die Tiere bis zu 40 cm in die Tiefe zurückziehen können, bleibt einem nichts weiter übrig, eine mechanische Bekämpfung mit Tieffräsen vorzunehmen, um sie zu erfassen.
Gärtner von Eden: Bei Rhododendren kann ich als Gartenbesitzer wenig tun, hier tief fräsen ist undenkbar. Was bleibt mir?

KLEINESDAR: Die Bekämpfung von Dickmaulrüsslerlarven ist nicht so problemtisch, weil von vielen Nützlingsfirmen auch Heterorhaptidis-Nematoden angeboten werden, die gegen Dickmaulrüssler-Larven eine sehr gute Wirkung zeigen. Schwieriger wird es, wenn Sie Mai- und Junikäferlarven bekämpfen müssen, da braucht es spezialisierte Nematoden. Wir haben gute Versuchserfahrungen mit bestimmten Pilzen im Beauvarienbereich gemacht. Ob einer dieser Pilze zur Behandlung der Dickmaulrüsslerlarven führt und eine gute Wirkung erzielt, soll sich in den nächsten Jahren zeigen.

Schmidt: Ja, da helfen nur Nematoden, die man ins Erdreich gibt - wie eben beschrieben.

Gärtner von Eden: Nematoden-Einsatz im Privatgarten ist aber wohl nur etwas für Fachleute, oder?

KLEINESDAR: Ja, weil der Fachmann den Schädlingstyp sicher bestimmen kann. Allerdings ist diese Behandlungsmethode auch für den interessierten Hobbygärtner anwendbar, nachdem der Schädling korrekt bestimmt wurde. Die Nützlingsfirmen schicken die Nematoden nach Einsendung einer Auftragskarte direkt zum Anwender nach Hause. Die Karten gibt es im Fachhandel. Insgesamt ist das aber eher etwas für den Fachmann.

Gärtner von Eden: Und er vor allem die Nematoden nicht zu früh und nicht zu spät ausgebracht hat, wie es Privatgartenbesitzer oft tun.

KLEINESDAR: Ja, der Boden muss schon warm und die Ausbringung der Nematoden im Timing sauber abgestimmt sein. Ideal wäre es, wenn man die früheren Larvenstadien erwischt. Meist sind jedoch alle Larvenstadien im Garten vorhanden.

Gärtner von Eden: Warum tritt der Dickmaulrüssler vermehrt auf, wenn es denn an der Klimaerwärmung und entsprechenden Bedingungen nicht liegt?

KLEINESDAR: Das ist die Folge einer Entwicklung, die sich über Jahre fortgesetzt hat. Diese Käfer hat genügend gute Lebensbedingungen, wir bieten ihnen ideale Fraßvoraussetzungen wie Rhododendren und Kiefern, alles ist da. In der chemischen Bekämpfung ist über viele Jahre im Forstbereich, wo die Käfer viele Rückzugsbereiche haben, sehr wenig getan worden. So kann er jetzt ohne Probleme in die Gärten einwandern.

Schmidt: Genauso ist es.

Gärtner von Eden: Die Pyrethroiden sind im Gespräch. Wo liegen die Vorteile? Wie wirksam sind die?

Schmidt: Das ist ein Mittel bilologischen Ursprungs, sehr wirksam in gewissen Bereichen gegen tierischer Schädiger. Heute sind sie gern gesehen, da biologisch abbaubar und auch vom Privatmann einzusetzen.

KLEINESDAR: Das ist insofern ein schwieriges Thema, weil die von den Bodenteilen stark sorbiert werden, die Bodenwirkung von Pyrethroiden ist aus meiner Sich nie besonders gut gewesen. Eine Wirkung erzielt man nur an der Bodenoberfläche.
Gärtner von Eden: Maulwurfeinsatz ist auch ein Weg, oder? Nur schwer zu steuern und mit bekannten Nebenwirkungen.

Schmidt: Den will doch keiner haben, den schickt er zum Nachbarn. (lacht), der wird sich bedanken.

KLEINESDAR: In der Regel ist der Maulwurf der Nützling Nr. 2, der dann folgt. Gut, wenn sie ein sehr gutes Bodenleben haben - das können auch Regenwürmer und andere Boden-Insekten sein - zieht das natürlich den Maulwurf nach sich. Die Aktivität des Maulwurfs weist auf ein sehr gutes Bodenleben hin. Das Tier ist geschützt und darf nicht gejagt werden. Sie können ihn, wenn, dann herausheben oder mit der Lebendfalle fangen und an anderen Orten wieder aussetzen. Auf keinen Fall darf hier Fraßköder ausgelegt werden!

Gärtner von Eden: Also können Gartenbesitzer insgesamt nur wenig tun und rufen den Fachmann?

KLEINESDAR: Man kann relativ wenig tun, bis auf die Dauerlichtquellen zu achten, die man im Gartenbereich nicht einschalten sollte. Hat man das Pech, an einer stark leuchtenden Straßenlaterne zu wohnen, steht das Lockmittel direkt am Haus. Dauerlichtquellen werden aufgrund des gesteigerten Sicherheitsbedürfnisses vieler Hausbesitzer immer zahlreicher. Nicht selten werden da 500 Watt Strahler am Haus angebracht. Diese haben eine starke Lockwirkung auf die Schädlinge aus der Umgebung.

Gärtner von Eden: Was gibt es dieses Jahr wegen Schadgefahren sonst zu bedenken?
Schmidt: Der Buxustod, der sich weniger ausbreitet, als befürchtet, kann durch einfache Hygiene-Maßnahmen bekämpft werden. Bei trockener Witterung schneiden und nicht von oben Wässern ist da anzuraten. Das reduziert den Pilzdruck. Das Problem scheint bundesweit wieder unter Kontrolle, bedeutet in den Betrieben aber noch immer einen Unruheherd. Generell ist festzustellen, dass wir immer wieder im pilzlichen Bereich mit neuen Herausforderungen konfrontiert werden. Im Schädigerbereich wird sich immer schnell ein Gleichgewicht einstellen. Die Gegner werden sich immer solange breit machen, bis sich das Problem regelt.

KLEINESDAR: Das milde Wetter im letzten Winter bewirkt nicht unbedingt eine starke Förderung der Schädlinge. Die Winterpositionierung der Puppe ist oft so tief, dass sie von den normalen Bodenfrösten nicht erreicht werden. Diese Entwicklung ist normal, das Aufkommen wird sich nicht signifikant erhöhen. Bei anderen Tieren wie den Baumläusen, den Lachnidae, haben wir derzeit mehr Probleme, weil sie im Winter kaum oder nicht beschädigt wurden. Die sind momentan die erste große Plage, hier sind bereits Probleme aufgetreten und auch die Spinnmilben sind ziemlich intensiv unterwegs. Weil wir ein sehr warmes Frühjahr haben, findet eine starke Massenbewegung auf den Gehölzen statt.

Schmidt: Wo ich Probleme zukünftig sehe, sind pilzliche Erkrankungen, die ich auf klimatische Verschiebungen zurückführe. Einen solch trockenen und heißen April habe ich noch nicht erlebt. Wir werden anschließend wieder Kälteperioden haben. Da wird es nasskalt werden. Diese Wechsel der Extreme - von warmtrocken zu nasskalt - ist ein absoluter Infektionsherd für Pilzerkrankungen aller Art. Die Pilze sind ja latent vorhanden und die kommen dann unter besseren Bedingung zum Vorschein.
Gärtner von Eden: Also auch Rotpustelkrankheit, echter, falscher Mehltau ...
Schmidt: Alle diese typischen Pilzerkrankungen werden uns in Zukunft viel mehr Kopfzerbrechen verursachen, als alle tierischen Schädiger zusammen.


...

Hinweis: Das Interview führte Maurice Morell für die Gärtner von Eden. Es kann frei verwendet werden, wenn ein Bezug zu den Gärtnern von Eden hergestellt wird (z.B. „Das Interview führte für uns Maurice Morell von den Gärtnern von Eden“ oder „Im Interview der Gärtner von Eden ...“ oder auszugsweise: „... sagte auf Fragen der Gärtner von Eden: ...“) Eine kurze Info zur Verwendung des Materials und Austausch über die angesprochenen Themen ist ausdrücklich erwünscht.

Unternehmensinformation / Kurzprofil:
Leseranfragen:

Über die Gärtner von Eden eG
Die Gärtner von Eden arbeiten für eine anspruchvolle Klientel. Die Marke „Gärtner von Eden“ steht für kreative Planung, qualitativ hochwertige Arbeit und individuelle Beratung. 70 Gartenbaubetriebe sind in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland genossenschaftlich vereint und setzen damit planerisch und handwerklich Maßstäbe im Europäischen Garten- und Landschaftsbau. EDEN, das Magazin für Gartengestaltung informiert Gartenfreunde 4 Mal im Jahr über Aspekte grünen Lifestyles und ist im gut sortierten Handel erhältlich oder im Abo zu beziehen. Mehr Informationen unter: http://www.gaertner-von-eden.com



PresseKontakt / Agentur:

Pressekontakt Gärtner von Eden eG
Roland Lütkemeyer, Vorstand der Gärtner von Eden eG, Steinhagener Straße 13, 33334 Gütersloh
Tel.: 05241/ 96501-14, Fax: 05241/ 96501-25, Mobil: 0163/ 84 99 310 Roland.Luetkemeyer(at)Luetkemeyer.de, http://www.gaertner-von-eden.com



drucken  als PDF  an Freund senden  Gartenalarm: Dickmaulrüssler, Wanze und Co. sind schon da Pflegekur für Teakholz-Möbel
Bereitgestellt von Benutzer: morell
Datum: 21.05.2007 - 07:34 Uhr
Sprache: Deutsch
News-ID 30179
Anzahl Zeichen: 0

Kontakt-Informationen:
Ansprechpartner: Roland Lütkemeyer
Stadt:

Gütersloh


Telefon: 05241/ 96501-14

Kategorie:

Haus & Garten


Meldungsart: Product
Versandart: send
Freigabedatum: 21.05.07

Diese Pressemitteilung wurde bisher 589 mal aufgerufen.


Die Pressemitteilung mit dem Titel:
"Interview: Tieffräsen oder Nematodeneinsatz"
steht unter der journalistisch-redaktionellen Verantwortung von

Gärtner von Eden eG (Nachricht senden)

Beachten Sie bitte die weiteren Informationen zum Haftungsauschluß (gemäß TMG - TeleMedianGesetz) und dem Datenschutz (gemäß der DSGVO).


Alle Meldungen von Gärtner von Eden eG