Auf der mittlerweile dritten Veranstaltung der Reihe "Kultur und Genuss im CJD Jugenddorf Offenburg" erlebten in diesen Tagen rund 50 Gäste eine genussreiche Vorlese-Reise durch die Heimat. Auszubildende des Gastronomie-Bereiches servierten ein mehrgängiges Menü mit Spezialitäten der Region. Zwischen den Gängen bot Mundartautorin Ulrike Derndinger mit ihren Texten tiefgründige und humorvolle Einblicke mitten ins dörfliche Leben.
(firmenpresse) - In ihren Texten berichtet Ulrike Derndinger vom elterlichen Bauernhof in Kürzell, beschreibt schrullige Dorf-Charakteren und schmunzelt über den alltäglichen Klatsch und Tratsch zwischen Kuhstall und Friseurgeschäft, zwischen Friedhof und "Duwack-Acker".
Dabei entwickelt die 32-Jährige stets ihre ganz eigene Sicht der Dinge. Ulrike Derndinger studierte in Freiburg, lebt heute in Lahr und arbeitet als Redakteurin bei der Badischen Zeitung. Wenn es die "Stadt-Madam" aber von Zeit und Zeit in die Heimat zieht, begegnen ihr die altbekannten Gesichter und überall lauern die alten vertrauten Geschichten, die sie dann in Mundart und immer mit einem Augenzwinkern gekonnt glossiert.
Mit ihren Gedichten und Texten trifft sie daher sofort den Nerv ihres Publikums im Offenburger Jugenddorf: Kaum einer, dem das Wunderliche und das wunderbar Menschliche aber auch das Absurde des dörflichen Alltags nicht in irgendeiner Weise höchst bekannt vorkommt.
So erzählt Derndinger beispielsweise von der Frau, die neben dem Mesner wohnt. Beim Läuten der Totenglocke ist sie regelmäßig erste Anlaufstelle für die naseweise Frage "Wer isch gstorbe?"; solange, bis sie entnervt den Telefonstecker zieht. Oder der Russlanddeutsche Wladimir, der die hiesige "Wodkasprache" beim besten Willen nicht verstehen kann, daran (fast) verzweifelt und sich nach Kasachstan zurückwünscht.
Aber Ulrike Derndingers Blick richtet sich auch auf die Kuriositäten des Stadtlebens. Im breiten Dialekt illustriert sie die "schöne heile Welt" des Bioladens ebenso wie die unterschiedlichen Erziehungsmethoden in Stadt und Land. Diskutiert die Stadtmutter mit ihrem Filius, ob die Vollkorn-Bretzel nun gegessen wird oder nicht, gibt es auf dem Land lediglich ein lapidares aber umso deutlicheres "Dir ghört die Zung gschabt!"
Begleitet wurde Ulrike Derndingers launige Vorlese-Reise von CJD-Mitarbeiter Harry Braun auf der Gitarre. Die rund 50 Gäste erwartete zudem ein mehrgängiges "Alemannisches Menü", zubereitet und serviert von Auszubildenden des Gastronomiebereiches im CJD Jugenddorf Offenburg.
Die angehenden Beiköche und Fachkräfte im Gastgewerbe eröffneten den Abend mit dem "Grüeß us de Chuchi": einem Badischen Schneckensüpple. Danach boten die Jugendlichen "Sunnewirbele mit gebrotenem Zanderfilet" und zum Hauptgang "Rinderbäckle an Rotwysoße mit Wirsching un Grumbiirestock". Abgerundet wurde das Menü von "Öpfelchüechli in Wyschuum".
Ulrike Derndinger veröffentlicht ihre Arbeiten in der BZ-Mundartglosse "Lueginsland", ist zudem mehrfache Nachwuchspreisträgerin beim Gerhard-Jung-Wettbewerb und hat den ersten Preis in der Sparte Prosa beim Mundartwettbewerb 2005 von SWR, Badische Zeitung und der Muettersproch-Gsellschaft gewonnen.
Die heimatliche Vorlese-Reise war bereits die dritte Veranstaltung in der Reihe "Kultur und Genuss im CJD Jugenddorf Offenburg". Die Reihe wird auch im kommenden Jahr fortgesetzt.
Im CJD Jugenddorf Offenburg nehmen jährlich 600 junge Menschen aus dem Ortenaukreis, aus Baden-Württemberg und aus dem ganzen Bundesgebiet an unterschiedlichen Bildungsmaßnahmen teil, mit dem Ziel einer erfolgreichen beruflichen und sozialen Integration. Sie bereiten sich auf eine Ausbildung und auf den (Wieder-)Einstieg in den Beruf vor oder lernen in anerkannten Ausbildungsberufen aus Industrie, Handwerk, Handel und Dienstleistung.
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Markus Hartmann
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