PresseKat - ZDF-Programmhinweis / Sonntag, 9. Oktober 2016

ZDF-Programmhinweis / Sonntag, 9. Oktober 2016

ID: 1406595

(ots) -
Sonntag, 9. Oktober 2016, 18:00 Uhr

ZDF.reportage
Kein Weg nach Europa
Die Balkanroute ein Jahr danach
Film von Lars Seefeldt und Utta Seidenspinner

Herbst 2015: Menschenmassen laufen über ungarische Autobahnen,
springen auf Züge. Am Bahnhof in Budapest campieren Hunderte
Flüchtlinge - in der Hoffnung, nach Deutschland weiterzukommen.

Hunderttausende Menschen bahnten sich damals über die sogenannte
Balkanroute ihren Weg in den Norden Europas. Ein Jahr später scheint
dieser Weg endgültig versperrt. Aber wie ist die Situation entlang
der Route? Die "ZDF.reportage" hat sich auf den Weg gemacht.
Am 5. September 2015 verkündet der damalige österreichische
Bundeskanzler Werner Faymann, aufgrund "der heutigen Notlage an der
ungarischen Grenze" dürften die Flüchtlinge nach Österreich und
Deutschland weiterreisen. Deutschland erlebt daraufhin eine der
größten Zuwanderungswellen der Nachkriegszeit. Allein im Oktober 2015
registrieren die deutschen Behörden mehr als 160 000 Asylsuchende.

In der Zwischenzeit ist viel passiert. Die Stimmung gegenüber den
Flüchtlingen ist vielerorts gekippt, Europa hat mit dem Türkei-Deal
die Ägäis abgeriegelt, Mazedonien, Ungarn, Bulgarien und Slowenien
haben auf Hunderten von Kilometern Grenzzäune errichtet. Es gehen
abschreckende Bilder um die Welt: Flüchtlinge, die verzweifelt
versuchen, am griechischen Grenzübergang Idomeni Zäune und
Stacheldraht zu überwinden und daraufhin mit Gummigeschossen und
Tränengas zurückgedrängt werden.

In Passau an der Grenze zu Österreich dagegen kommen kaum noch
Flüchtlinge an. Die Bundespolizei unterhält zwar immer noch eine
"Bearbeitungsstraße", aber die Beamten haben wenig zu tun. Genauso
wenig wie die freiwilligen Helfer in einer Gemeinschaftsunterkunft,
die immer noch gut gelaunt Kleiderbasare organisieren, um die knapp




300 Flüchtlinge im Ort zu versorgen. Auch in Österreich ist es ruhig.
Zum Beispiel am Grenzübergang Spielfeld. Dort ist laut der Polizei
seit dem 6. März niemand mehr angekommen, an einer Grenzstation, die
6000 Menschen registrieren und versorgen kann. Vor einem Jahr dagegen
wurden die Polizisten noch regelrecht überrannt. Heute patrouilliert
das österreichische Heer an der grünen Grenze zu Slowenien, doch auch
hier ist alles ruhig.

Doch je mehr man Richtung Serbien und Griechenland reist, desto
stärker ändert sich das Bild. Hier treffen die Reporter weniger
Flüchtlinge als vor einem Jahr an, aber es sind immer noch Tausende,
die hier gestrandet sind. Die Atmosphäre: viel verzweifelter,
hoffnungsloser, angespannter als ein Jahr zuvor. Aus dem Strom ist
ein Stau geworden. Die meisten sagen, dass sie nach Deutschland
wollen. Tausende hängen in der legalen Ungewissheit fest, andere -
meist alleinreisende junge Männer - versuchen, illegal über die
Grenzen zu kommen. Serbien und Griechenland sind überfordert. "Als
sie vor einem Jahr nach ein paar Tagen weiterreisten, konnten wir
ihnen mit Zelten Kleidung und Informationen helfen", sagt die
ehrenamtliche Helferin Irena Vari in Belgrad. "Aber seitdem die
Grenze zu ist, wissen wir nicht mehr, was wir ihnen raten sollen."

Im Industriegebiet von Thessaloniki in Griechenland leben knapp 1500
Flüchtlinge in einem Lager auf dem Gelände der ehemaligen
Toilettenpapierfabrik "Softex". Die Zustände sind erschütternd. Sie
leben in überfüllten Zelten, bei 40 Grad. Manche betrinken sich,
nehmen Drogen, immer wieder kommt es zu Schlägereien, berichten
Augenzeugen. Und was passiert, wenn aus der Türkei wieder massenhaft
Flüchtlinge kommen sollten? "Das wissen nur der liebe Gott und Frau
Merkel", sagt der griechische Leiter des Lagers, Vasilis Karabidis.
Im Subtext wird klar: Alle wünschen sich im Grunde, dass die
Flüchtlinge ihr Ziel erreichen: Germany.

Im überfüllten Auffanglager Moria auf der griechischen Insel Lesbos
brach Mitte September ein Feuer aus - die mehr als 3000 Bewohner des
Lagers flohen vor den Flammen, verletzt wurde dabei niemand. Mehr als
60 Prozent der Einrichtung sollen durch das Feuer zerstört worden
sein, unter anderem verbrannten etliche Zelte.

Inzwischen hat die Polizei 18 Flüchtlinge und Migranten festgenommen.
Die Männer aus Afghanistan, Kamerun, Senegal und Syrien stünden im
Verdacht, für die Brandstiftung und die Krawalle inner- und außerhalb
des sogenannten Hotspots verantwortlich zu sein, berichtete die
Athener Tageszeitung "Kathimerini". Mindestens neun von ihnen sollen
dem Haftrichter vorgeführt werden.

Die Lage auf der griechischen Insel ist schon lange prekär.
Überfüllung und lange Verzögerungen bei der Bearbeitung von
Asylanträgen haben in Moria wiederholt zu Spannungen geführt, häufig
unter Angehörigen unterschiedlicher ethnischer Gruppen.

Moira auf Lesbos, "Softex" bei Thessaloniki - zwei Orte, an denen die
Flüchtlingskrise weitergeht. Zwar herrscht Ruhe an Deutschlands
Grenzen, aber je weiter man nach Süden kommt, desto lauter scheint
eine Zeitbombe zu ticken.




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Datum: 29.09.2016 - 16:29 Uhr
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