PresseKat - Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan

Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Afghanistan

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(ots) - Streiche »Isaf«, setze »Resolute Support«: Wer
will, tut die Kommandoübergabe nach 13 Jahren internationalem
Afghanistaneinsatz als bloßen Austausch eines Firmenschildes ab. Ist
sie aber nicht. »Resolute Support« ist keine resolute Unterstützung
im Kampf gegen die Rückkehr der Taliban, wie der Military-Sprech
glauben machen soll. Es geht schlicht um den geordneten Rückzug von
nur noch einem Zehntel jener Zahl westlicher Soldaten, die mal im
Einsatz war. 12 000 internationale Kräfte, davon 850 Deutsche, igeln
sich in Kabul ein, um noch ein paar Jahre auszubilden und zu beraten.

Das wirft die Frage nach dem Sinn und dem Erfolg der gesamten
Operation auf. Die Deutschen haben dazu ein klare Meinung. 60 Prozent
lehnen den Einsatz rundweg ab. Sie meinen, wir hätten besser
zugesehen. 51 Prozent lehnen nach den Erfahrungen am Hindukusch auch
sonstige Kampfeinsätze der Bundeswehr ab. Nur 31 Prozent halten das
militärische Engagement in Afghanistan für richtig. Im Bundestag
spiegelt sich diese Einschätzung nicht wieder. Dort haben nur die
wenigsten Politiker wie etwa Gregor Gysi für die Linkspartei 13 mal
Nein gesagt zu dem Mandat, das jährlich neu erteilt worden ist.

Nicht zufällig ist die Zustimmung zum Afghanistan-Einsatz bei
denen höher, die sich intensiver mit dem Thema befasst haben. Wer
genau hinsieht, erkennt, dass heute neun mal mehr Kinder zu Schule
gehen. Knapp die Hälfte darunter sind Mädchen, die unter den Taliban
zu Hause bleiben mussten. Dies allein ist für viele das stärkste
Argument: Eine ganze Generation von jungen Afghanistan hat gelernt,
dass der 1991 beendete Steinzeit-Islamismus auf Bevormundung,
Steinigung und anhaltende Dummheit baute.

Wahlen und ein geordneter Regierungswechsel wurden möglich. Ja,
vielen geht es heute besser und ein IS-Kalifat blieb ihnen erspart.




Mehr noch: El-Kaida und Taliban haben ihren Anspruch zum Führen einen
angeblich Heiligen Krieg verwirkt. Die Afghanen selbst fanden
Gelegenheit zu erkennen, dass ihr Land vor dem Einmarsch der Russen
Weihnachten 1980 schon bessere Zeiten erlebt hatte, dass es gute
Traditionen gibt, an die sich anknüpfen lässt.

Für die Deutschen beginnt jede Bilanz mit dem Tod von 55 Soldaten
und einem Dutzend Zivilisten, die sich alle um den Aufbau verdient
gemacht haben. Daneben stehen aber 135 000 Soldaten sowie 20 000
Angehörige von Behörden, Medien und Nichtregierungsorganisationen,
die in 13 Jahren Afghanistan hautnah erlebten und ein neues Bild des
fernen Landes mit nach Hause brachten - meist übrigens ein positives.
Deutschland hat menschlich und materiell sehr viel Gutes für
Afghanistan geleistet. Darauf darf man hierzulande durchaus auch ein
bisschen stolz sein. Die Afghanen sind für die internationale Hilfe
außerordentlich dankbar, auch wenn dies noch nirgendwo eine
Schlagzeile wert war.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261


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Datum: 28.12.2014 - 21:00 Uhr
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