PresseKat - Westfalenpost: Ein Interview von Falk Blesken mit Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge

Westfalenpost: Ein Interview von Falk Blesken mit Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge

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(ots) - Nur über dieses Thema mag Karl-Heinz Rummenigge
nicht sprechen, obwohl es ihn zum mächtigsten Mann und zum neuen
Gesicht des Fußball-Bundesligisten FC Bayern München machte. Er habe
Uli Hoeneß bereits im Gefängnis besucht... Schluss. Aus. "Bitte haben
Sie Verständnis", erklärt er. Haben wir. Denn der 58-jährige
Vorstandsvorsitzende des deutschen Meisters hat zu anderen Themen
weitaus mehr zu sagen.

Herr Rummenigge,
darf man Ihnen nach den Eindrücken des vergangenen Wochenendes
bereits zur nächsten deutschen Meisterschaft gratulieren? Karl-Heinz
Rummenigge, lacht: Wieso das denn Frage: Der FC Bayern entschied den
Telekom Cup souverän für sich, Robert Lewandowski traf nicht nur,
sondern er traf traumhaft schön - und acht Ihrer WM-Teilnehmer stoßen
erst noch zur Mannschaft. Rummenigge: Aber das ist ja kein
Automatismus. Für uns ist in erster Linie wichtig, gut vorbereitet in
die Saison zu gehen. Unsere acht Spieler, die die WM bis zum Schluss
absolviert haben, werden bis zum Saisonauftakt sicherlich nicht in
einer optimalen Verfassung sein. Das müssen wir irgendwie
kompensieren. Frage: Irgendwie kompensieren - das hört sich für
Münchner Verhältnisse aber sehr zurückhaltend an. Rummenigge:
Natürlich geht es für uns darum, von Anfang an in der Tabelle oben
mitzuspielen, keine Frage. Was das betrifft, bin ich seit dem
vergangenen Wochenende tatsächlich ein bisschen entspannter. Unser
Konstrukt funktioniert, wir haben einen sehr guten Kader beisammen.
Holger Badstuber etwa ist für die Mannschaft wie ein Zugang und eine
echte Verstärkung - und Robert Lewandowski hat gezeigt, dass er der
beste Mittelstürmer der Welt ist. Frage: Klopfen Sie sich, wenn Sie
Tore wie seinen Lupfer sehen, auf die Schulter, ihn erstens geholt zu
haben und zweitens auch noch ablösefrei.Rummenigge: Ganz klar sind




wir stolz, dass Robert bei uns spielt, und der Transfer war eine
schwere Geburt. Aber von unserer Seite gibt es keine Häme in Richtung
Borussia Dortmund, dass wir Robert verpflichten konnten, ohne eine
Ablöse zahlen zu müssen. Diese Situation hatten wir auch schon, als
uns zum Beispiel Miroslav Klose verließ. Frage: Zurück zu Ihren sechs
Weltmeistern: Sehen Sie die Gefahr, dass Spieler wie etwa Philipp
Lahm, Bastian Schweinsteiger oder Manuel Neuer "satt" sind, da sie
bereits alle Titel, die es zu gewinnen gibt, gewonnen haben.
Rummenigge: Ich habe so eine Situation ja erlebt, als ich 1974 als
junger Spieler zum FC Bayern kam. Viele waren Meister,
Europapokalsieger und Weltmeister - die besaßen keine große
Motivation mehr. Sie waren nicht mehr bereit, sich zu quälen. Das
gilt es zu verhindern. Unser Glück ist aber, dass wir mit Pep
Guardiola über einen Trainer verfügen, der diese Situation kennt.
Frage: Sie spielen auf das Jahr 2010 an, als Spanien Weltmeister
wurde und Guardiola anschließend mit dem FC Barcelona sogar
Meisterschaft und die Champions League gewann? Rummenigge: Ich habe
vor wenigen Tagen mit ihm genau über dieses Thema gesprochen. Pep
sagte mir nur, dass wir uns keine Sorgen machen müssten. Ich mache
mir auch keine. Wir haben perfekte Jahre hinter uns, haben zuletzt so
viele Rekorde gebrochen, dann stellen wir eben den nächsten auf und
sind so gut wie noch nie nach einer WM. Frage: Ebenfalls nach der WM
2010 öffnete der FC Bayern allerdings die Tür für Borussia Dortmund.
Rummenigge:Na ja, das sehe ich anders. Borussia Dortmund ist 2011
deutscher Meister geworden, weil sie selbst vieles richtig und
einfach einen guten Job gemacht haben. Nicht wir haben die Tür durch
unsere Fehler geöffnet, das hat der BVB schon selbst erledigt. Und
noch mehr ein Jahr später, als die Dortmunder das Double holten.
Frage: Ihre Worte klingen irgendwie versöhnlich, gar nicht nach
Streit zwischen den Klubs. Erwärmt der WM-Titel auch das zuletzt
frostige Verhältnis auf Funktionärsebene, nachdem er bereits Spieler
aus München, Dortmund und Schalke zu Freunden werden ließ.
Rummenigge: Ach, wissen Sie, ich habe zum Beispiel Hans-Joachim
Watzke (BVB-Boss; Anm. d. Red.) beim Finale der Champions League
getroffen und hatte nicht den Eindruck, dass wir ein schwieriges
Verhältnis zueinander haben. Es gab Anspannungen, ohne Frage. Aber
die resultierten in erster Linie aus dem Erfolg beider Vereine in den
vergangenen Jahren. Wir haben uns dabei stets professionell
verhalten. Ich glaube nicht, dass der deutsche Fußball generell
Probleme unter den Klubs oder den Verantwortlichen hat. Frage: Dass
Ihr Wunsch nach einem späteren Saisonbeginn auf Grund der WM bei
einem Ligatreffen mit dem Hinweis abgelehnt wurde, so stünden die
Chancen besser, die Bayern zu ärgern, torpediert dieses Bild nicht.
Rummenigge: Eines ganz klar: Das war nicht Borussia Dortmund. Der
Satz kam von einem Ligakollegen, der die Situation nach großen
Turnieren eigentlich gut einschätze hätte können. Aber okay, da gab's
keine Solidarität, Thema ist erledigt. Frage: Herr Rummenigge, auf
die gesamte Bundesliga geblickt: Was bedeutet der WM-Titel für die
Liga. Rummenigge: Ähnlich wie 2010, als der Klubfußball in Spanien
vom Gewinn des WM-Titels profitierte, wird diesmal die Bundesliga
profitieren. In erster Linie steigt dadurch ihr Image, zumal der
größte Prozentsatz der Spieler diesmal auch in der Bundesliga spielt.
Beim Titelgewinn 1990 war das zum Beispiel anders, damals bestand die
Mannschaft ja überwiegend aus so genannten Legionären. Der Bundesliga
gibt der WM-Titel einen Schub und er ist außerdem eine Bestätigung
des Aufwärtstrends der vergangenen Jahre. Frage: Macht es der Titel
für die Klubs zum Beispiel einfacher, Stars in die Bundesliga zu
holen? Rummenigge. lacht: Na ja, da zählt wohl immer noch das Motto
"Wer die meisten Scheine hat, zu dem wechseln die Spieler". Das sind
meistens keine Klubs aus der Bundesliga. Aber ich gebe Ihnen ein
anderes Beispiel: Bei unserer USA-Reise in dieser Woche ist der Titel
und sind unsere Weltmeister ein Pfund, mit dem wir wuchern können.
Frage: DFB-Schatzmeister Reinhard Grindel klagte, die Titelprämie von
25,7 Millionen Euro sei angesichts des Milliarden-Gewinns für den
Fußball-Weltverband Fifa durch die WM viel zu gering. Stimmen Sie zu?
Rummenigge:Absolut. Das ist viel zu wenig Geld. Die Fifa kassiert
Milliarden und Verbände sowie die Vereine, auf deren Arbeit der
Erfolg fußt, müssen zusehen. Sie werden mit einem minimalen Anteil
abgespeist. Frage: Wieviel Geld erhält Ihr Klub von der Fifa für die
Spielerabstellungen? Rummenigge:Grob gesagt eine Million Euro. Das
deckt unsere Kosten für die fortlaufenden Gehälter in keiner Weise.
Ganz zu schweigen, von dem Risiko, wenn ein Spieler verletzt von
einem Turnier zurückkommt. Frage: Wenig Freude dürfte Ihnen das Video
von Bastian Schweinsteiger bereitet haben, in dem er jüngst
BVB-Schmäh-Gesänge anstimmte. Rummenigge: Ach, das war eine
WM-Nachfeier. In solchen Situationen entstehen nicht immer die besten
Dinge. Er hat sich dafür entschuldigt und damit ist das Thema für
mich erledigt. Als ich früher bei Borussia Lippstadt gespielt habe,
gab es auch so einige Schmäh-Lieder gegen den Rivalen Teutonia - das
gehörte und gehört einfach dazu. Nur die Medienwelt hat sich stark
verändert.Frage: Apropos Lippstadt: Wie sind Ihre Kontakte in Ihre
Geburtsstadt? Rummenigge: Ehrlich gesagt gibt es kaum noch welche.
Meine Eltern sind leider bereits verstorben und meine Brüder wohnen
nicht mehr in Lippstadt. Aber ich muss sagen, dass ich eine wirklich
schöne Jugend in Lippstadt hatte. Außerdem war die sehr gute
fußballerische Ausbildung bei Borussia Lippstadt die Grundlage für
meine spätere Karriere. Den Trainern dort habe ich wirklich viel zu
verdanken.



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Datum: 30.07.2014 - 20:52 Uhr
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