(ots) - Aus formalen Gründen hat Rot-Grün die Unterstützung
der Schützen für den Aufstieg zum Weltkulturerbe blockiert. Eine Jury
soll entscheiden - da will die Regierung nicht "hoheitlich
hineingrätschen". Davon abgesehen, dass man sich soviel politische
Zurückhaltung auch beim umstrittenen Hochschulgesetz oder
Rauchverboten in Kneipen wünschen würde, sind die Gründe schlicht
vorgeschoben. Die Grünen wollen nicht, dass uniformierte
Schützenbrüder zum Weltkulturerbe erhoben werden. Monate vor den
NRW-Kommunalwahlen bringen sie damit ihren sozialdemokratischen
Partner in die Bredouille - unter den landesweit 570 000 Schützen
sind nicht wenige Genossen. Schützenvereine haben eine historisch
gewachsene demokratische Tradition. Heimatliebe, Bürgersinn und
Gemeinschaftsgeist prägen die Philosophie des Brauchtums. Ohne die
intensive Jugendarbeit und karitative Leistungen der Schützen wären
die Gemeinden in Südwestfalen ärmer. Nicht nur finanziell. Das Hohe
Lied auf das Ehrenamt hätte praktisch ausgefüllt werden können, wenn
sich der Landtag geschlossen vor die Schützen gestellt hätte. Über
diesen ideologischen Schatten konnten und wollten die Grünen aber
nicht springen. Aus Koalitionsräson hat die SPD die grüne
Abwehrhaltung gestützt. Selten war der Plenarsaal am Nachmittag so
gut besetzt - Abgeordnete wissen nur zu gut, über welchen Einfluss
die Bruderschaften in der Heimat verfügen. Wer das Engagement der
Schützen kennt, dürfte wenig Verständnis für koalitionstaktische
Winkelzüge mit dem Ziel aufbringen, den Riss in dieser Frage zu
kaschieren. Die Aufnahme als Weltkulturerbe ist eine Anerkennung für
die kulturelle Leistung. Die Schützenvereine haben sie verdient. Ohne
Wenn und Aber.
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